
Kleine Puppen – starke Frauen
Community-Projekt zur Ausstellung Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne
Im Workshop Kleine Puppen – starke Frauen kamen Frauen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammen. Sie gestalteten Held*innen-Puppen von ihren Müttern, Tanten und anderen Verwandten, und erzählten dabei von deren Widerständen im Leben.
Der Workshop ist Teil des Community-Begleitprogramms zur Ausstellung Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne.
Kleine Puppen – starke Frauen: Ihre Geschichten
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Julia
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Wambui
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Flois
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Tania
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Orit
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Esther
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Ilana
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Mimi
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Yildiz
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Sharon
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Julia
„Meine Babuschka Anna war in meinen Augen ein Engel – sanft, freundlich, nie laut. Mit ihr zu schmusen war das höchste Glück. Erst später erfuhr ich, wie taff sie war. Im Zweiten Weltkrieg zog sie als Sanitäterin verwundete Soldaten aus dem Beschuss. Das erwähnte sie nur einmal am Rande einer lustigen Geschichte. Ein verwundeter Soldat, den sie rettete, und der noch vor einigen Minuten tapfer kämpfte, hatte plötzlich Angst vor einer Spritze.“
Foto: Julia, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Wambui
„Meine Mutter Mary wuchs in einem Kenia auf, das zu dieser Zeit gegen die britische Kolonialmacht rebellierte. Viele wurden in Internierungslagern zusammengepfercht. Nur die Kinder durften für die Schule raus. Meine Mutter und ihre Geschwister unterstützten den Mau-Mau-Aufstand, indem sie Lebensmittel und Munition an die Kämpfer lieferten. Später arbeitete sie für die eine Bank in leitender Position und zog sieben Kinder auf. Ihre Stärke und Unverwüstlichkeit machen sie zu meinem Vorbild.“
Foto: Wambui, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Flois
„Meine Pflegetochter flüchtete als 12-jährige mit gefälschtem Pass aus Eritrea, wo sie die Schule nur bis zur vierten Klasse besuchte. In Deutschland steckte man sie in die 7. Klasse. Trotz anfänglicher Hürden holte sie den Lehrplan auf. Heute ist sie 56 und ausgebildete Krankenpflegerin, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern und sie singt im Gemeindechor. Sie war nie abhängig von staatlichen Geldern und hat alle Widerstände in ihrem Leben gemeistert. Wir sind sehr stolz auf sie.“
Foto: Flois, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Tania
„Meine Tante Ceci wurde während des Pinochet-Regimes in Chile aus politischen Gründen verhaftet, gefoltert und verlor dadurch ihr ungeborenes Kind. Nach ihrem Exil in Italien baute sie eine Zahnarztpraxis in Chile auf, die auch als inoffizielle Anlaufstelle für Oppositionelle diente. Heute ist sie Teil der Leitungsteams der Gedenkstätte Villa Grimaldi (ein ehemaliges Folterzentrum) und kämpft gegen das Vergessen und den Faschismus. Ihre Kraft schöpft sie aus dem Zusammenhalt ihrer Familie.“
Foto: Tania, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Orit
„Meine Oma Nur wuchs im Jemen auf. Ihr jüdisches Dorf kannte weder Strom noch Autos, aber sie waren glücklich. Mit den nichtjüdischen Nachbarn verstanden sie sich gut. Mit ca. 15 Jahren heiratete sie und zog zehn Kinder auf. Später brachte sie uns Kinder mit einer Erzählung zum Lachen: Ihre Gemeinde hielt das Flugzeug, das sie im Jemen abholte, für einen Adler, der sie auf seinen Flügeln nach Israel tragen würde. Auf jeden Fall sind sie in Israel gut gelandet.“
Foto: Orit, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Esther
„Meine Mutter trotzte allen Widrigkeiten. Nach jedem Sturz richtete sie sich auf und machte weiter. Nach der Nazi-Zeit kehrte sie zurück nach Deutschland. Als talentierte Geigerin war sie oft mit Widerständen konfrontiert, auch, weil es für Frauen ein langer Weg war bis zum selbstverständlichen Orchestermitglied. Fallen und immer wieder aufstehen, beschreibt sie ganz gut. Ihre Liebe zur Musik vererbte sie ihren Töchtern.“
Foto: Esther, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Ilana
„Meine Mutter zog mit meinem Vater und uns zwei kleinen Kindern aus der Ukraine in den Kaukasus, zur Familie meines Vaters. Sie musste sich nun plötzlich als Frau unterordnen. In Israel meisterte sie vier Umzüge und in Österreich ging die studierte Biologin putzen, um unseren Hunger zu stillen. In Berlin brachte sie uns mit Altenpflege durch. Als wir groß waren, gelang ihr endlich die Scheidung von unserem narzisstischen Vater um ein selbstbestimmtes Leben zu führen.“
Foto: Ilana, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Mimi
„Meine Mama ist meine Heldin, weil sie, trotz wenigem Zuspruch, unbeirrbar ihren eigenen Weg geht. Trotz Kritik und Verachtung (Konversion zum Islam, Heirat mit einem Sudanesen, später einem Tunesier), macht sie, was sie für richtig hält. Ich bin stolz auf ihre Klugheit, dass sie Tunesisch spricht und als Lehrerin immer fair zu allen Schüler*innen war, egal welcher Herkunft.“
Foto: Mimi, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Yildiz
„Meine Tochter Begümhan wurde gehörlos geboren. Als Mädchen mit Migrationshintergrund und mit einer Behinderung hatte sie keinen leichten Start ins Leben. Sie hat sich aber nicht klein machen lassen und ist eine wunderschöne junge Frau geworden, die schon in verschiedenen Theaterproduktionen mitgespielt hat und sich über viele Follower auf den sozialen Medien freuen kann.“
Foto: Yildiz, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Sharon
„Meine Oma wurde in Ägypten geboren und wanderte als Kind mit ihren Eltern nach Israel aus. Sie bekam zehn Kinder. Das erste starb im Jom-Kippur-Krieg und das zehnte starb als Säugling. Sie war eine hingebungsvolle Mutter und Großmutter. Und doch schaffte sie Zeit für sich zu finden. Sie las gerne Romane, ging ins Kino und machte viele Reisen. Nach ihren Vorbereitungen für den Schabbat, ließ sie sich freitagnachmittags keinen Film entgehen.“
Foto: Sharon, Berlin, 2025; Jüdische Museum Berlin, Foto: Shlomit Tripp

Alle Angebote zur Ausstellung Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne
- Über die Ausstellung
- Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne (11. Jul bis 23. Nov 2025) – Einblicke und Hintergründe zur Ausstellung
- Begleitprogramm
- Ausstellungseröffnung – Do, 10. Jul 2025, 19 Uhr (Ausstellungsbesuch ab 17 Uhr)
- Pionierinnen der 1920er-Jahre im Blick – künstlerische Forschung der Modeschule Berlin – Öffentliche Präsentation am Do, 17. Jul 2025
- JMB Sommerfest mit freiem Eintritt in die Ausstellung u.a. – So, 20. Jul 2025, 14 Uhr
- Creative Love! Lange Nacht der Museen – So, 30. Aug 2025, ab 18 Uhr
- Publikationen
- Katalog zur Ausstellung – 2025
- Führungen
- Öffentliche Führung auf Deutsch – So, 13. Jul, 10. Aug & 28. Sep 2025, 11 Uhr
- Öffentliche Führung auf Englisch – Sa, 2. Aug & 6. Sep 2025, 15 Uhr
- Führung & Brunch – So, 27. Jul, 24. Aug, 14. Sep 2025, 10:15 Uhr
- Buchbare Führung für Gruppen und Schulklassen ab Stufe 9 – Termine auf Anfrage
- Digitale Angebote
- Puppenspiel, Menükarte, Kinderbuch – Digitalisate zur Ausstellung
- Kennen Sie Eva Samuel? – Wie die Recherchen zum Ausstellungsthema begannen
- Siehe auch
- Jüdische Keramikerinnen aus Deutschland nach 1933 – Online-Feature auf Google Arts & Culture
- Aktuelle Seite: Kleine Puppen – starke Frauen – Community-Projekt zur Ausstellung