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Zufallsfund von oben: die Memmelsdorfer Genisa

Objekt im Fokus

Im Februar 2002 fiel während der Renovierung eines Hauses im unterfränkischen Memmelsdorf bei der Öffnung der Deckenfächer ein Leinensack herunter. Darin versteckt waren unter anderem Gebetbuchfragmente, eine Gemeindeordnung, persönliche Briefe, Schreibübungshefte, ein Kalender, Lotteriescheine und Visitenkarten.

Eine ungewöhnliche Sammlung

Diese ungewöhnliche Sammlung, deren Inhalt aus den Jahren 1770 bis 1830 stammt, wurde offenbar von einem*einer früheren Hausbesitzer*in sorgfältig zusammengerollt, in den Sack hineingelegt und im Fachwerk verborgen. Aus dessen Lehmfüllung kamen nach und nach weitere Papiere und Gegenstände zum Vorschein, darunter Schuhe, vier Tabak- und ein Gebetsriemenbeutel. Das Haus hatte sich von 1775 bis 1939 in jüdischem Besitz befunden. Bei dem Fund handelt es sich um eine sogenannte Genisa.

Rituelle Bestattung religiöser Gegenstände

Wörtlich bedeutet Genisa Aufbewahrung. Zumeist wird damit ein Raum bezeichnet, in dem unbrauchbar gewordene Schriften und Kultgegenstände abgelegt bzw. rituell bestattet werden, weil sich auf ihnen der Gottesname befindet und sie deshalb nicht weggeworfen werden dürfen. Zahlreiche ländliche Gemeinden im süddeutschen Raum hatten solche Schriften und Gegenstände auf den Dachböden ihrer Synagogen deponiert.

Verschiedene zerknitterte Schriftstücke mit hebräischen Buchstaben, ein Schuh und eine Tasche.

Memmelsdorfer Genisa; Jüdisches Museum Berlin, Inv.-Nr. 2003/131/0, Foto: Jens Ziehe. Zum Objekt in unseren Online-Sammlungen.

Seltener Fund in einem Privathaus

Zumeist völlig in Vergessenheit geraten, sind viele Genisot erst in den letzten 30 Jahren wiederentdeckt worden. Genisot in Privathäusern sind dagegen viel seltener. Der Memmelsdorfer Fund, der sowohl religiöse wie profane Gegenstände enthält, bietet einen fragmentarischen, aber dennoch faszinierenden Einblick in das Leben der Hausbewohner*innen.

Titel Memmelsdorfer Genisa
Sammlungsgebiet Alltagskultur und Archiv
Ort und Datierung Memmelsdorf in Unterfranken, 1770–1830
Material Papier, Tinte, Textil, Leder

Ausgewählte Objekte: Sammlung Jüdisches Objekt: Alltagskultur (10)

  • Sammlung Jüdisches Objekt: Alltagskultur

    Unsere Objekte zum Thema Alltagskultur erzählen jüdische Lebensgeschichte(n) aus Deutschland: von sportlichen Erfolgen, Hochzeiten, beruflichen und militärischen Karrieren, aber auch von Entrechtung, Verfolgung und Emigration.

  • Blau-weiße Fahne mit Davidstern auf dem blauen Grund.

    Fahne mit Davidstern

    Martin Friedländer hängte 1935 eine blau-weiße Fahne aus seinem Fenster und setzte damit ein selbstbewusstes Zeichen gegen die rassistische Gesetzgebung der Nürnberger Gesetze

  • Eine Tasche gefüllt mit mehreren Briefen.

    Ledermäppchen von Frieda Neuber

    Kurz vor ihrer Deportation nach Theresienstadt übergab Frieda Neuber ihrer Nichte ein Ledermäppchen. Die darin enthaltenen Briefe dokumentieren ihre verzweifelten Bemühungen um eine Auswanderung

  • Verschiedene zerknitterte Schriftstücke mit hebräischen Buchstaben, ein Schuh und eine Tasche

    Memmelsdorfer Genisa

    Im Februar 2002 fiel während der Renovierung eines Hauses bei der Öffnung der Deckenfächer ein Leinensack mit Papieren und persönlichen Gegenständen herunter. Das Haus hatte sich von 1775 bis 1939 in jüdischem Besitz befunden

  • Modell eines Schiffs.

    Modell des Frachtdampfers „Max“

    Zum zehnjährigen Firmenjubiläum erhielt der Hamburger Reeder Arnold Bernstein 1929 dieses Modell seines ersten Schiffes. Acht Jahre später nahm seine Karriere ein abruptes Ende, er wurde verhaftet und konnte erst im letzten Moment fliehen

  • Foto von drei Orden auf einem Samtkissen.

    Max Hallers Ordenssammlung

    Max Haller kämpfte im Ersten Weltkrieg in der Kaiserlichen Marine. Als er beim Aprilboykott 1933 von SA-Männern bedroht wurde, legte er demonstrativ das Samtkissen mit seinen militärischen Auszeichnungen ins Schaufenster

  • Dunkelbrauner Schlüssel aus Pappe mit einem zusammengerollten Zettel im Inneren

    Pappschlüssel zur Hochzeit des Ehepaars Korant

    Ein ungewöhnliches Präsent erhielten Margarete Abt und Georg Korant zu ihrer Hochzeit am 4. Oktober 1903 in Breslau: Der dunkelbraune Schlüssel ist aus Pappe gefertigt und lässt sich öffnen

  • Ein blaues Schild mit Text.

    Praxisschilder von Dr. Oscar Hirschberg

    Insgesamt sieben Praxisschilder von Dr. Oscar Hirschberg dokumentieren nicht nur seinen beruflichen Werdegang als praktischer Arzt, sondern auch politische Veränderungen und antisemitische Ausgrenzung während des Nationalsozialismus

  • Börse aus braunem Leder und 31 ausgebreitete Schlüssel.

    31 Schlüssel der Familie Sommerfeld

    31 Schlüssel sind alles, was vom Emigrationsgepäck der Berliner Familie Sommerfeld übrig blieb. Erst im letzten Moment war ihre Ausreise nach England geglückt – unmittelbar vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs

  • Bronzestatue eines Ruderers.

    Wanderpreis vom Jüdischen Ruderclub Oberspree

    Wer innerhalb eines Jahres die meisten Wasserkilometer zurückgelegt hatte, erhielt im Jüdischen Ruderclub Oberspree einen Wanderpreis als Auszeichnung. Fred Eisenberg gewann den Preis in drei aufeinanderfolgenden Jahren

  • Ein Hammer mit Zählstempel.

    Zählstempelhammer von Gustav Maletzki

    Der um 1930 gefertigte Stempelhammer ist nur eine der patentierten Erfindungen, für die der Modekürschner mehrfach Auszeichnungen erhielt. 1938 musst Gustav Maletzki aus Deutschland fliehen und nahm den Hammer mit ins Exil nach Bolivien

Ausgewählte Dokumente und Objekte: Archiv (10)

  • Archiv

    Stöbern Sie online in ausgewählten Archivbeständen vom 18. Jahrhundert bis in die Nachkriegszeit: Private und offizielle Dokumente erzählen vom Leben als Wandergeselle im 19. Jahrhundert, käuflichen Schutzrechten in der Frühen Neuzeit oder verzweifelten Emigrationsbemühungen während des Nationalsozialismus

  • Adoptionsvertrag mit Stempeln.

    Adoptionsvertrag Gloeden und Loevy

    Schon ein jüdisch klingender Name konnte Anlass für Diskriminierungen sein. Daher ließen sich die Geschwister Erich und Ursula Loevy 1918 von dem Gymnasialprofessor und Familienfreund Bernhard Gloeden adoptieren

  • Brief mit Schwärzungen.

    Ein verzweifelter Brief an den Sohn

    „So lange wir noch hier sind, werden wir dir noch jeden 3ten Tag schreiben.“, schrieben Paul und Sophie Berliner am 6. November 1941 an ihren in Stockholm lebenden Sohn Gert

  • Dienstausweis mit Bild und Stempeln

    „Dienstausweis!“ von Martin Riesenburger

    Mit einem provisorischen Dokument wird Martin Riesenburger im Februar 1953 bescheinigt, dass er als Rabbiner für die Seelsorge in Ost-Berliner Gefängnissen zuständig ist

  • Ein Brief.

    Get von Siegfried Leopold für seine Frau Resi

    Nach jüdischem Recht wird die Annullierung einer Ehe erst durch die Anfertigung eines Scheidebriefs und seine Aushändigung durch den Ehemann an seine Gattin gültig

  • Karteikarten.

    Karteikarten der Britischen Armee

    Tausende deutsche Emigranten kämpfen im Zweiten Weltkrieg in der Britischen Armee gegen Deutschland. Für den Fall der Gefangennahme mussten sie ihre Namen ändern, dokumentiert auf diesen Karteikarten

  • Eine Tasche gefüllt mit mehreren Briefen.

    Ledermäppchen von Frieda Neuber

    Kurz vor ihrer Deportation nach Theresienstadt übergab Frieda Neuber ihrer Nichte ein Ledermäppchen. Die darin enthaltenen Briefe dokumentieren ihre verzweifelten Bemühungen um eine Auswanderung

  • Verschiedene zerknitterte Schriftstücke mit hebräischen Buchstaben, ein Schuh und eine Tasche

    Memmelsdorfer Genisa

    Im Februar 2002 fiel während der Renovierung eines Hauses bei der Öffnung der Deckenfächer ein Leinensack mit Papieren und persönlichen Gegenständen herunter. Das Haus hatte sich von 1775 bis 1939 in jüdischem Besitz befunden

  • Ausgefülltes Dokument mit Stempeln.

    Rot-Kreuz-Brief an Emmy Warschauer

    Der Nachrichtendienst der Hilfsorganisation bot nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs Emigrant*innen die Möglichkeit, Kontakt mit Verwandten in Deutschland aufzunehmen. So erhielt Emmy Warschauer ein Lebenszeichen ihrer Tochter

  • Handschriftliches Dokument aus dem 18. Jahrhundert.

    Schutzbrief für die Jüdinnen*Juden in Ichenhausen

    Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren Aufenthalts- und Gewerberechte von Jüdinnen*Juden in den deutschen Territorien in Schutzbriefen geregelt, die käuflich erworben werden mussten

  • Seite des Wanderbuchs.

    Wanderbuch von Leopold Willstätter

    Von 1836 bis 1843 war Leopold Willstätter als Wandergeselle in Südwestdeutschland und Frankreich unterwegs. Das Wanderbuch mit einer genauen Personenbeschreibung diente dem Schuhmacher auch als Ausweis

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