
Eine Forschungsbibliothek für jüdische Kunst
DFG-Projekt zur Bestandsergänzung und Tiefenerschließung unserer Bibliothek
Im Rahmen der Förderung herausragender Forschungsbibliotheken hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) ein Projekt unserer Bibliothek finanziell unterstützt. Dadurch konnten wir unsere Bestände im Bereich der Literatur zur bildenden und angewandten Kunst sowie zur visuellen und materiellen Kultur des Judentums umfassend ergänzen und inhaltlich erschließen.
Schon vor Projektbeginn war unser Bibliotheksbestand zu diesen Themen vergleichsweise umfangreich. Historisch bedingt gab es jedoch etliche Lücken, die wir nun durch systematische Erwerbungen zu einem großen Teil schließen konnten. Insgesamt konnten wir unseren Bestand im Rahmen des Projekts um ca. 3.550 Publikationen erweitern.
In der ersten Projektphase haben wir uns zunächst auf die Recherche und den Erwerb von Monografien, Sammelbänden und Ausstellungskatalogen konzentriert. Schwerpunkt der zweiten Projektphase war die Ergänzung von sogenannter grauer Literatur, also Publikationen, die nicht in im Buchhandel erschienen sind. Zum Sammlungsaufruf
Alle Titel, die wir im Rahmen des Projekts erworben haben wurden fachspezifisch erschlossen und einer ausdifferenzierten Systematik zugeordnet. Sie sind in unserem OPAC recherchierbar. Mehr zur Systematik unserer Bibliothek erfahren
Darüber hinaus haben wir 81 Publikationen aus dem Bereich Kunst digitalisiert, die jetzt im Volltext verfügbar sind und die Sie hier finden.
Publikationen im OPAC anzeigen
Auch nach Beendigung des Projekts erweitern wir sukzessive unseren Bibliotheksbestand im Bereich der bildenden und angewandten Kunst sowie der visuellen und materiellen Kultur des Judentums. Dieser Sammelschwerpunkt von überregionaler Bedeutung soll langfristig dazu beitragen, die 1933 abgebrochene Forschungstradition in diesem Bereich wieder in Deutschland zu etablieren.
Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) im Programm Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme von Dezember 2013 bis Februar 2018 gefördert.
Ausgewählte Publikationen

Ausstellung Max Liebermann im Züricher Kunsthaus Juni - Juli 1923. Vollständiges Verzeichnis der ausgestellten Werke, Zürich 1923; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Dieser schmale Katalog erschien im Jahr 1923 als Begleitpublikation zur ersten Gesamtschau von Werken Max Liebermanns in der Schweiz. Von Juni bis Juli präsentierte das Zürcher Kunsthaus 113 Gemälde, 400 Zeichnungen sowie über 160 Druckgraphiken aus allen Schaffensphasen des damals bereits 76-jährigen Künstlers. Organisiert wurde die Ausstellung von dem bedeutenden deutsch-jüdischen Kunsthändler Paul Cassirer, der über zahlreiche Kontakte zu namhaften Sammlern verfügte. So gelang es ihm beispielsweise 160 Zeichnungen aus dem Besitz des deutsch-jüdischen Sammlerehepaares David und Lola Leder für die Ausstellung zu gewinnen.

Das Buch Tobias, eine Erzählung in Bildern, 25 Federzeichnungen zum Text der Bibel von Ludwig Schwerin, Berlin 1937; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Im Jahr 1937 veröffentlichte die Jüdische Buchvereinigung Berlin das biblische Buch Tobias mit 25 Illustrationen von Ludwig Schwerin (1897-1983). Der aus Buchen im Odenwald stammende Künstler hatte sich zu dieser Zeit bereits als Porträtist und Illustrator literarischer wie biblischer Texte einen Namen gemacht. Seine Illustrationen zum Buch Tobias reicherte er durch die Darstellung unzähliger Details an. Außerdem wird deutlich, dass er der Landschaft und den Tieren mindestens ebenso große Bedeutung beimaß wie den Figuren. Schwerin widmete das Buch seiner späteren Ehefrau Margret Steinberger. Ein Jahr nach Erscheinen des Buches flohen die beiden vor den Nationalsozialisten nach Palästina.

Das graphische Werk von Hermann Struck, Arnold Fortlage und Karl Schwarz, Berlin 1911; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Diese Luxusausgabe im Ledereinband mit Goldprägung erschien 1911 in einer Auflage von nur 50 Exemplaren im Verlag Paul Cassirer Berlin. Das von dem Kunsthistoriker Karl Schwarz zusammengestellte chronologische Verzeichnis der Druckgraphiken von Hermann Struck (1876-1944) umfasst 246 Radierungen, 18 Ex Libris sowie 17 Lithographien. Durch die kurzen prägnanten Beschreibungen jeder Graphik ist es bis heute eine wichtige Quelle für Forschungen zu Hermann Struck. Der einleitende Text von Arnold Fortlage schildert Strucks künstlerischen Werdegang und präsentiert ihn zudem als bedeutenden Vertreter der jüdischen Renaissance. Neben vier Originalradierungen enthält der Band zahlreiche Abbildungen.

Lesser Ury, Ausstellung anläßlich des 100. Geburtstages, Berlin 1961; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Dieser Katalog erschien im Herbst 1961 als Begleitpublikation zu einer Retrospektive mit rund 100 Werken des Berliner jüdischen Malers und Graphikers Lesser Ury (1861-1931). Erstmals seit seinem Tod wurde dem Künstler damit wieder eine Ausstellung in Deutschland gewidmet. Veranstalter war das Bezirksamt Berlin-Tiergarten, das im Haus am Lützowplatz Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Radierungen aus allen Schaffensphasen des Künstlers präsentierte. In seinem Vorwort zum Katalog weist der Kunsthistoriker Karl Schwarz darauf hin, dass etliche Werke Urys während der Zeit des Nationalsozialismus verloren gingen und der Künstler selbst in Deutschland nahezu in Vergessenheit geraten war. Die Berliner Ausstellung trug maßgeblich dazu bei, dass Lesser Ury seither (wieder) als bedeutender Vertreter des deutschen Impressionismus verehrt wird.

Ein Tagebuch in Bildern: 1917 - 1943, Charlotte Salomon, Hamburg 1963; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Bei diesem Bildband aus dem Jahr 1963 handelt es sich um die erste Veröffentlichung von Werken der aus Berlin stammenden jüdischen Künstlerin Charlotte Salomon (1917-1943). 1939 war sie vor den Nationalsozialisten nach Südfrankreich geflohen. Dort schuf sie zwischen 1940 und 1942 über 1.300 Gouachen mit Szenen aus ihrem Leben. 800 davon versah sie mit begleitenden Erläuterungen und fasste sie unter dem Titel Leben? Oder Theater? zu einem eindrucksvollen Zyklus zusammen, den sie selbst als „Singspiel“ bezeichnete. Für diesen Bildband wurden 80 Blätter ausgewählt, die einen sehr persönlichen Einblick in Salomons Leben und ihre Entwicklung als Künstlerin geben.

Triers Panoptikum, 20 farbige Kunstblätter nach Originalen von Walter Trier, Berlin 1922; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Der großformatige Bildband aus dem Jahr 1922 versammelt 20 farbige Bilder des Zeichners Walter Trier (1890-1951), der sich zu jener Zeit bereits als Illustrator für verschiedene Zeitschriften einen Namen gemacht hatte. Einem großen Publikum bekannt wurde er vor allem durch seine Illustrationen für mehrere Kinderbücher von Erich Kästner (1899-1974). Bis heute begeistern Triers Zeichnungen mit ihrer unverwechselbaren Linienführung, der intensiven Farbigkeit und der Liebe für phantasievolle Details Kinder wie Erwachsene. Triers ironischer Humor tritt nicht nur in seinen Illustrationen zutage sondern wird auch in dem kurzen Vorwort zu diesem Band deutlich.

Verzeichnis der Radierungen von E. M. Lilien, Berlin um 1912; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Dieses Werkverzeichnis umfasst 68 Radierungen des jüdischen Künstlers Ephraim Moses Lilien (1874-1925) aus den Jahren 1908-1911. Darunter befinden sich Porträts, Bibeldarstellungen sowie zahlreiche Ansichten aus Palästina, wohin Lilien damals bereits zweimal gereist war. Im Medium der Radierung arbeitete der Künstler erst seit 1908. Bis dahin war er mit seinen idealisierten schwarz-weiß Lithografien eng dem Jugendstil verhaftet gewesen. In seinen Radierungen hingegen veränderte er seinen Stil in Richtung eines an der Fotografie orientierten Realismus. Als Buchillustrator und Schöpfer einer modernen jüdischen Bildsprache wurde Lilien vor allem von den Kulturzionisten verehrt.

Thorheiten, Thomas Theodor Heine, München um 1901; Foto: Jüdisches Museum Berlin;
Dieser Bildband enthält 33 farbige Karikaturen von Thomas Theodor Heine (1867-1948). Ursprünglich hatte er sie für die satirische Wochenzeitschrift Simplicissimus angefertigt, für die er seit deren Gründung 1896 als Zeichner arbeitete. Aus seiner Feder stammt auch das bekannte Wappentier der Zeitschrift, eine zähnefletschende rote Bulldogge. Heines Karikaturen sind voller ironischer Anspielungen und werfen einen satirisch-kritischen Blick auf die sozialen und politischen Verhältnisse seiner Zeit. Schonungslos wendet er sich gegen Kaiser und Militär ebenso wie gegen Klerus, Preußen- und Beamtentum. Als Heine 1898 wegen Majestätsbeleidigung zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, steigerte das die Popularität des Simplicissimus sogar noch. Heine war bis zu seiner Flucht im Jahr 1933 für den Simplicissimus tätig.
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