
Widerstände
Jüdische Designerinnen der Moderne auf einen Blick
Sie prägten die Modernisierung der deutschen Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts – heute sind die meisten von ihnen unbekannt: jüdische Designerinnen. Hier werden die 62 Kunsthandwerkerinnen sichtbar. Hinter jedem Bild finden Sie Informationen über Leben und Werk einer Frau.
Die unterschiedlichen Bilder spiegeln die Lebenswege der Frauen wider: Die arrangierte Atelieraufnahme steht neben dem Business-Foto, das Familienbild neben dem kunstvoll entworfenen Selbstporträt. Manche Aufnahmen sind gestochen scharf, andere verschwommen. Von manchen Frauen ist gar kein Abbild erhalten.
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Ahlfeld-Heymann, Marianne
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1905–2003 -
Albers, Annie
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1899–1994 -
Aronsohn, Paula
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1908–1998 -
Baer-Freyer, Käte
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1885–1988 -
Baruch, Franziska
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1901–1989 -
Batzdorff, Lotte
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1894–1957 -
Berli-Joel, Esther
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1895–1972 -
Bloch, Alice
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1913–2005 -
Brodsky, Nina
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1892–1979 -
Bruck, Franziska
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1866–1942 -
Bud, Charlotte
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1899–1981 -
Cohen, Livia
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1872–1957 -
Cohen-Silberschmidt, Elsbeth
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1921–1993 -
Dehmel, Ida
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1870–1942 -
Dessau-Goitein, Emma
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1877–1968 -
Dicker, Friedl
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1898–1944 -
Dodo
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1907–1998 -
Edelstein, Grete
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1882–1954 -
Eisner, Rose
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1883–1940 -
Engel Hecker, Lotte
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1888–1973 -
Frank, Elly
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1877–1941 -
Freudenthal, Rosa
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1870–1951 -
Friedländer, Elisabeth
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1903–1984 -
Friedlaender, Marguerite
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1896–1985 -
Friedlaender, Regina
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1886–1932 -
Grossmann, Hedwig
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1902–1998 -
Guermonprez Jalowetz, Trude
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1910–1976 -
Heymann-Loebenstein, Margarete
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1899–1990 -
Hirsch, Elli
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1873–1943 -
Kuttner, Dorothea
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1902–1967 -
Leon, Rose
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1909–2010 -
Levy, Elisabet Alexandra
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1910–1990 -
Litten, Hanna
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1920–1942 -
Luiko, Maria
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1904–1941 -
Marbach, Johanna
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1872–1945 -
Meyerhof, Agnes
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1856–1942 -
Nathan, Steffie
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1895–1972 -
Neu, Trude
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1912–2001 -
Neumann, Alice
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1901–2008 -
Oppler-Legband, Else
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1875–1965 -
Pritzel, Lotte
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1887–1952 -
Rosenblüth, Anni
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1890–1966 -
Roth, Emmy
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1885–1942 -
Saltern, Irene
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1911–2005 -
Samuel, Edith
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1907–1964 -
Samuel, Eva
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1904–1989 -
Sandler, Adele
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1883–1946 -
Sandmann, Gertrude
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1893–1981 -
Schlopsnies, Franziska
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1884–1944 -
Schwarz, Paula
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1872–1943 -
Seidmann-Freud, Tom
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1892–1930 -
Sinasohn, Rahel Ruth
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1891–1968 -
Spanier, Käte
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1891–1970 -
Stern, Hanna E.
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1885–1942 -
Straus, Paula
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1894–1943 -
Szalit, Rahel
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1888–1942 -
Szkolny, Lilli
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1906–1942 -
Tomalin, Elisabeth
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1912–2012 -
Trietsch, Emma
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1876–1933 -
Turgel, Pia
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1912–1988 -
Westheim, Jenny
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1894–1934 -
Wolff, Käte
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1882–1968

Ahlfeld-Heymann, Marianne
7. Feb 1905, Köln–26. Jun 2003, Haifa, Israel
geb. Marianne Heymann
Spitzname: Janni
Ausbildung: Kunstgewerbeschule in Köln, Staatliches Bauhaus in Weimar
Holzbildhauerin, Kostümdesignerin, Bühnenbildnerin, Maskenschnitzerin, Marionettenbauerin
Marianne Ahlfeld-Heymanns Leidenschaft für das Arbeiten mit Holz zeigt sich in ihren Masken, Handpuppen und ihrem geschnitzten Spielzeug. Sie nutzt ihr Talent auch, um sich – was ihr besonders am Herzen liegt – sozial zu engagieren, und sie gestaltet über hundert Figuren für den Puppenspieler Jupp Herzog, der in Krankenhäusern und Gefängnissen auftritt. Ahlfeld-Heymann überlebt den Krieg im Versteck in Frankreich, emigriert 1949 mit ihrem Mann und ihren Kindern nach Haifa und widmet sich dort vor allem der Fertigung von Holzmasken.
Werke von Marianne Ahlfeld-Heymann in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Marianne Ahlfeld-Heymann, Weimar oder Köln, ca. 1923–1933; Jüdisches Museum Berlin

Albers, Annie
12. Jun 1899, Berlin–9. Mai 1994, Orange, USA
geb. Anneliese Else Frida Fleischmann
Ausbildung: Staatliches Bauhaus in Weimar
Textilkünstlerin, Weberin, Malerin, Druckgrafikerin, Kunsttheoretikerin, Dozentin
Anni Albers gilt mit ihren abstrakten Webarbeiten als einflussreichste Textilkünstlerin des 20. Jahrhunderts. Zeit ihres Lebens experimentiert sie mit Stoffen und Materialien. Geflüchtet in die USA, wird Anni Albers 1949 als erster Textilkünstlerin im MoMA eine Einzelausstellung gewidmet. 1965 erschafft sie im Auftrag des Jewish Museum in New York den Wandteppich Six Prayers, dessen sechs Panele an die sechs Millionen in Europa ermordeten Jüdinnen*Juden erinnern.
Abb.: Anni Albers in ihrem Webstudio am Black Mountain College, Helen M. Post North Carolina, 1937; Courtesy of the Western Regional Archives, State Archives of North Carolina

Aronsohn, Paula
27. Nov 1908, Hamburg, Deutschland–9. Okt 1998, Tel Aviv, Israel
geb. Paula Sealtiel
nach der Emigration: פאולה אהרונסון (Paula Aronsohn)
Ausbildung: Staatliche Kunstgewerbeschule in Hamburg, Keramikwerkstatt von Otto Douglas-Hill in Berlin, Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle
Keramikerin, Dozentin
Paula Aronsohn stammt aus einer alteingesessenen sephardischen Familie in Hamburg. Ihre Alltagskeramiken sind grundlegend von den Lehren des Bauhauses bestimmt. Nach ihrer Emigration ins britische Mandatsgebiet Palästina gründet sie zusammen mit Eva Samuel die Werkstatt Krug und Becher und bringt die schlichten und funktionalen Keramikformen in die Region. Von 1960 bis 1971 lehrt Paula Aronsohn an der Mittelschule der WIZO (Women’s International Zionist Organisation) Keramik.
Abb.: Titelblatt Häuslicher Ratgeber, Bd. 47, Heft 9, Foto: Dr. Peter Weller, Berlin/Leipzig, 1932; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Roman März

Baer-Freyer, Käte
27. Mai 1885, Stettin (heute: Szczecin), Polen–29. Jul 1988, Kibbutz Kabri, Israel
geb. Käte Freyer
Ausbildung: Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar
Kunsthandwerkerin, Theaterpuppenmacherin, Puppenspielerin, Dozentin
Käte Baer-Freyer wird in Deutschland mit ihren biblischen Puppenspielen bekannt. Zu den Geschichten, von ihrem Mann Albert Baer in Reimform verfasst, fertigt sie handgesägte, bewegliche Holzfiguren. 1933 wandert das Paar ins britische Mandatsgebiet Palästina aus, mit ihnen kommen die Puppen und Theaterstücke, die ins Hebräische übersetzt und aufgeführt werden.
Erfahren Sie mehr zu Käte Baer-Freyers Spielfiguren in unserem Online-Feature zu ungewöhnlichen Objekten unserer Dauerausstellung.
Digitalisat im DFG-Viewer: Baer, Albert: Biblische Puppenspiele, mit Figurinen von Käte Baer-Freyer, Berlin, 1924; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Baer-Freyer in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Käte Baer-Freyer, Deutschland, 1920er-Jahre; Family collection, courtesy of Neta Dror

Baruch, Franziska
21. Nov 1901, Hamburg, Deutschland–3. Sep 1989, Jerusalem, Israel
Ausbildung: Großherzoglich-Sächsische Kunstgewerbeschule Weimar
Grafikerin, Typografin, Kalligrafin
Franziska Baruch gestaltet im Auftrag des Reichskunstwarts der Weimarer Republik Symbole, Orden und Ehrenrollen für das Deutsche Reich. Baruchs Auseinandersetzung mit der hebräischen Schrift beginnt noch während ihres Studiums. Ihre in Deutschland entwickelte Schrift „Stam“ wird später in Israel vielfach verwendet. 1933 emigriert Baruch ins britische Mandatsgebiet Palästina und entwirft für die Tageszeitung Ha'aretz den heute noch genutzten Titel-Schriftzug. Sie gestaltet das Emblem des neu gegründeten Staates und den bis in die 1980er-Jahre verwendeten Einband des israelischen Passes mit, das Wappen Jerusalems und die Embleme vieler anderer Institutionen.
Digitalisat im DFG-Viewer: Baruch, Franziska: Menü zum Festessen aus Anlass der zweiten Jahresversammlung der Soncino-Gesellschaft der Freunde des jüdischen Buches e.V., Berlin, den 5. XII. 1926; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Franziska Baruch in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Franziska Baruch, Foto: Alfred Bernheim Jerusalem, 1947; The Israel Museum, Jerusalem

Batzdorff, Lotte
5. Jul 1894, Breslau (heute Wrocław), Polen–7. Aug 1957, USA
geb. Charlotte Maria Ollendorff
Sängerin, Filzkünstlerin
In Lotte Batzdorffs Heiratsurkunde ist ihr Beruf mit „Sängerin“ angegeben. Nach der Flucht mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in die USA trägt sie in Heimarbeit mit dem Herstellen von Filzblumen und Puppen zum Familieneinkommen bei.
Objekte zu Lotte Batzdorff in unserer Online-Sammlung.
Foto: Lotte Batzdorff, vor dem Haus, zeichnend, The Hawes House, Swanage, 1939; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Susanne und Alfred Batzdorff

Berli-Joel, Esther
2. Mai 1895, Hamburg, Deutschland–7. Mär 1972, Haifa, Israel
geb. Else Joel
verh. Else Berlin
nach der Alija: Esther Berlin
nach der Scheidung: Esther Berlin-Joel
auch: אסתר ברלי-יואל (Esther Berli-Joel, auch Esther Barli-Joel)
Ausbildung: Staatliche Kunstgewerbeschule Hamburg, Akademie der Künste Berlin
Grafikerin, bildende Künstlerin
Die bekennende Zionistin lebt bereits seit 1925 mit ihrer Familie im britischen Mandatsgebiet Palästina. Sie spezialisierte sich auf grafische Kunst. Sie ist bekannt für ihre Holzschnitte und Lithografien sowie für ihre Entwürfe für Plakate, Broschüren und Logos für bedeutende Organisationen wie den Jüdischen Nationalfonds und Palestine Maritime Lloyd Ltd. Esther Berli-Joel lebt und arbeitet in Haifa und entwirft die noch heute gebräuchlichen Wappen der Städte Haifa und Holon.
Abb.: Esther Berli-Joel, unbekannt, 1920er-Jahre; Sammlung Familie Berli

Bloch, Alice
15. Feb 1913, Saarbrücken, Deutschland–26. Jul 2005, Zürich, Schweiz
Ausbildung: Staatliche Schule für Kunst und Kunstgewerbe in Saarbrücken, Kunstgewerbeschule in Zürich
Gold- und Silberschmiedin
Der hochtalentierten Gold- und Silberschmiedin Alice Bloch wird der Schritt zur Meisterin von den Nazis verwehrt. Die Familie flüchtet in die Schweiz, wo ihre Leistungen nicht anerkannt werden. Erst ab 1947 kann sie mit ihren Arbeiten ihr Auskommen sichern. 1949 entwirft sie die Inneneinrichtung der Synagoge ihrer Geburtsstadt Saarbrücken, eines der ersten wiedererrichteten jüdischen Gotteshäuser in Deutschland nach der Schoa. Heute finden sich vor allem auf dem Gebiet der Schweiz Ritualgegenstände aus ihrer Hand.
Abb.: Alice Bloch, Hawdala-Set: Kiddusch-Becher, Zürich, 1940; Jüdisches Museum der Schweiz, Basel / Legat Saly Mayerelände der Gedenk- und Bildungsstätte

Brodsky, Nina
13. Jun 1892, Kiew, Ukraine–28. Jul 1979, Paris, Frankreich
geb. Nina Brodskaya
Нина Бродская
Ausbildung: Malerei und Grafik bei Hermann Struck in Berlin, weitere Ausbildungsstationen in Moskau, Sankt Petersburg und Weimar
Grafikerin, Bühnen- und Kostümbildnerin, Lyrikerin
Nach der russischen Revolution flieht Nina Brodsky mit ihrer Familie nach Berlin. Sie arbeitet am russischen Emigranten-Kabarett „Blauer Vogel“. Hier tritt zum ersten Mal ihre außergewöhnliche Begabung für Bühnenbild und Kostüm hervor. Als Gebrauchsgrafikerin ist sie für den Jüdischen Verlag in Berlin und für verschiedene Auftraggeber tätig. Den Krieg überlebt sie bei Verwandten in der Schweiz; später geht sie nach Paris.
Objekte zu Nina Brodsky in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Nina Brodsky, vermutlich Berlin, 1925–1935; Jüdisches Museum Schweiz, Basel

Bruck, Franziska
29. Dez 1866, Ratibor, Schlesien–2. Jan 1942, Berlin (Tod durch Suizid)
Blumenkünstlerin, Unternehmerin, Schulgründerin, Autorin
Die „Blumendichterin“ Franziska Bruck revolutioniert das deutsche Blumenbinde-Handwerk und macht es zur Kunst. Beeinflusst vom japanischen Ikebana-Stil, gründet sie 1912 ihre Schule für Blumenschmuck in Berlin-Charlottenburg. In ihrer Kunstform verwendet Bruck Blumen in ihrer natürlichen Form ohne Draht und bietet neue Ausbildungswege für Frauen an. Unter den Nazis begeht Franziska Bruck – verarmt, ohne Familie und angesichts der drohenden Deportation – Selbstmord.
Stolperstein für Franziska Bruck auf Jewish Places.
Informationen zu Brucks Schule für Blumenschmuck auf Jewish Places.
Digitalisat im DFG-Viewer: Bruck, Franziska: Blumen und Ranken, München, 1925; Jüdisches Museum Berlin.
Digitalisat im DFG-Viewer: Bruck, Franziska: Blumenschmuck, Frankfurt (Oder), 1927; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Franzsika Bruck in unserer Online-Sammlung.
Foto: Franziska Bruck in ihrer Schule für Blumenschmuck, Foto: W. Talbot, Berlin, ca. 1930–1932; Stiftung Stadtmuseum Berlin; W. Talbot

Bud, Charlotte
26. Mär 1899, Berlin, Deutschland–1981, Frankreich
Ausbildung: Staatliche Kunstgewerbeschule in Berlin
Illustratorin, Keramikerin, Gebrauchsgrafikerin, Malerin
Buds Arbeiten zeigen handwerkliches Geschick in unterschiedlichsten Gattungen und Kontexten. Sie illustriert Märchen der Gebrüder Grimm, entwirft einen Chanukka-Leuchter aus Ton, gestaltet aber auch Plakate und zahlreiche kleinere Grafiken. 1934 zieht sie nach ihrer Heirat mit dem nichtjüdischen französischen Künstler Edmond Victor Jamois nach Frankreich und konzentriert sich auf die Malerei.
Objekte zu Charlotte Recha Bud in unserer Online-Sammlung.
Foto: Plakatentwurf für die Ausstellung Die gestaltende Frau, Charlotte Bud, Berlin, 1930; Jüdisches Museum Berlin

Cohen, Livia
17. Okt 1872, Berlin, Deutschland–13. Nov 1957, Berlin, Deutschland
geb. Livia Philippine Charlotte Cohen
verh. Livia Kratz
Ausbildung: Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin
Kunststickerin
Livia Cohen studiert von 1889 bis 1891 und schließt ihre Studien in den Fächern Kunststickerei und Ornamentzeichnen ab. Nur wenige ihrer Arbeiten, darunter eine bestickte Mappe, sind aus dieser Zeit erhalten. Ihre Ehe mit dem nichtjüdischen Maler und Grafiker Alfred Kratz bewahrt sie vor der Deportation. Das kinderlose Ehepaar lebt auch nach dem Krieg mit wenig Einkommen in Berlin.
Objekte zu Livia Cohen in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Livia Cohen (verh. Kratz), Atelier Nordpol, vermutlich Berlin, ca. 1892–1905; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Klaus Siepert

Cohen-Silberschmidt, Elsbeth
20. Feb 1921, Burgsteinfurt–10. Jan 1993 in Naharija, Israel
geb. Elsbeth Cohen
verh. Elsbeth Cohen-Silberschmidt (verwitwet)
verh. Elsbeth Goldstein
Keramikdesignerin
Cohen-Silberschmidt erlernt die Keramikmalerei erst, nachdem sie 1937 mit ihrer Familie ins britische Mandatsgebiet Palästina ausgewandert war. Ab 1950 arbeitet sie in der Abteilung Kunstkeramik bei Lapid Ceramics, gegründet 1943, in Tel Aviv-Jaffa und wird künstlerische Leiterin. Hier entwirft sie nicht nur die Formen der Objekte, sondern auch dekorative Oberflächenmuster. Ihre modernen Keramikdesigns waren stark von westdeutschen und skandinavischen Formen beeinflusst; viele der erschwinglichen und gut gestalteten Alltagsutensilien und Tafelservice wurden zu festen Bestandteilen israelischer Haushalte.
Objekte zu Elsbeth Cohen-Silberschmidt in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Elsbeth Cohen-Silberschmidt, Foto: Rudi Weissenstein, Tel Aviv-Jaffa, 1953; The Photohouse

Dehmel, Ida
14. Jan 1870, Bingen am Rhein, Deutschland–29. Sep 1942, Hamburg, Deutschland (Tod durch Suizid)
geb. Ida Coblenz
verh. Ida Auerbach
verh. Ida Dehmel
Kunstförderin, Gründerin künstlerischer Vereinigungen, Frauenrechtlerin, Perlenstickerin
Ida Dehmel, die aus einer konservativen jüdischen Winzerfamilie am Rhein stammt, liebt moderne Reformkleider und auffallenden Schmuck. Sie fördert Künstlerinnen, streitet in Verbänden für das Wahlrecht für Frauen und gründet den Künstlerinnenverband GEDOK. Mit ihrer Werkstatt für Perlenstickerei im Hamburg-Blankenese erzielt sie ein Einkommen und beschäftigt dort Frauen. Ab 1933 werden ihre Möglichkeiten massiv eingeschränkt. 1942 begeht sie Selbstmord.
Abb.: Ida Dehmel, Foto: Minya Diéz-Dührkoop, Hamburg, 1910; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Dessau-Goitein, Emma
21. Sep 1877, Karlsruhe, Deutschland–1968, Perugia, Italien
geb. Emma Dessau
Malerin, Gebrauchsgrafikerin, Zionistin
Ausbildung: Porträtklasse der Malerinnenschule in Karlsruhe, Schule für Malerei in Bushey, England bei Hubert von Herkommer
Dessau-Goitein ist eine preisgekrönte Exlibris-Grafikerin. Sie ist vom Zionismus und von der aufkommenden Frauenbewegung beeinflusst, und fast die Hälfte ihrer Exlibris ist für Frauen bestimmt. Als einzige Frau wird sie 1901/02 in die Akademie der Schönen Künste in Bologna aufgenommen, wo sie mit ihrem Mann lebt. 1938 werden in Italien die faschistischen Rassengesetze eingeführt, woraufhin das Ehepaar bis zur Befreiung mit Unterstützung von Freund*innen und Bekannten untertaucht. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1949 zieht sich Emma zurück und ist bis zu ihrem Tod nicht mehr künstlerisch tätig.
Abb.: Emma Dessau-Goitein, Karlsruhe, ca. 1893–1904; Sammlung Gabriella Steindler-Moscati

Dicker, Friedl
30. Jul 1898, Wien, Österreich–9. Okt 1944, Auschwitz-Birkenau
geb. Friederike Dicker
verh. Friederike Dicker-Brandeis
Ausbildung: Graphische Lehr- und Versuchsanstalt in Wien (Fotografie und Reproduktionstechnik), Kunstgewerbeschule Wien (Textil und Ornamentale Formenlehre), Schülerin in Johannes Ittens privater Kunstschule in Wien, Staatliches Bauhaus Weimar
Malerin, Designerin, Innenarchitektin, Kunsthandwerkerin, Kunstpädagogin
Das außergewöhnliche Talent der Künstlerin Friedl Dicker zeigt sich in ihrer Vielseitigkeit. Zu ihren Werken gehören Plakate, Skulpturen, Schmuck, Kostüme und Bühnenbilder. Von den Nationalsozialisten verfolgt und 1942 deportiert, unterrichtet Friedl Dicker in Theresienstadt Kinder nach den pädagogischen Methoden des Bauhauses und entwickelt eine frühe Form der Kunsttherapie: Kunstschaffen als Moment der Freiheit.
Objekte zu Friedl Dicker in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Friedl Dicker als Studentin am Weimarer Bauhaus, Foto: Lily Hildebrandt, Weimar, ca. 1920–1925; Bauhaus-Archiv Berlin

Dodo
10. Feb 1907, Berlin, Deutschland–22. Dez 1998, London, UK
geb. Dörte Clara Wolff
verh. Dörte Bürgner
verh. Dörte Adler
Ausbildung: Schule Reimann in Berlin
Modedesignerin, Illustratorin, Malerin
Als junge Modedesignerin entwirft Dörte Wolff erfolgreich Kostüme, unter anderem für die Kabarett-Auftritte von Margot Lion und der jungen Marlene Dietrich. Berühmt wird sie jedoch mit ihren farbenfrohen Gouachen für das Satiremagazin ULK, in denen sie die Weimarer High Society porträtiert und die sie mit „Dodo“ signiert. 1936 flüchtet sie nach England und widmet sich zunehmend der eigenen Malerei. Als Grafikerin kann sie nicht an ihren Erfolg in Deutschland anknüpfen.
Digitalisat im DFG-Viewer: Die Wunschkiste, Vorwort von Hilde Marx, Texte: Setta Cohn-Richter, Carl David, Heinz Berggrün, Leonard Wischnitzer, Arhur Silbergleit, Alice Stein-Landesmann u.a., Illustrationen von Dodo, Igna Beth, Lilli Szkolny u.a., Berlin, 1936; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Dodo in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Dodo, vermutlich Berlin, ca. 1928; Dodo Estate, Athen; Fine Art Images / Bridgeman Images

Edelstein, Grete
23. Nov 1882, Danzig (heute: Gdańsk), Polen–29. Nov 1954, Tel Aviv, Israel
geb. Grete Schapira
Grafikerin
Von Grete Edelstein sind nur wenige Arbeiten bekannt, darunter Exlibris – u.a. für den Pianisten und Komponisten Ernst Immerglück – und die Umschlagsillustration und die Gestaltung des Titelblatts von Ilse Herlingers Jüdische Märchen von 1928. Bereits 1933 gelingt Edelstein gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem Sohn Hans (Chanan) die Emigration nach Tel Aviv. Im Gedenken an ihren Sohn, der im Mai 1948 bei einem ägyptischen Luftangriff ums Leben kommt, stellt sie Texte und Zeichnungen zusammen; zur geplanten Veröffentlichung kommt es jedoch nicht.
Objekte zu Grete Edelstein in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Grete Edelstein, Exlibris für Dr. Berthold Edelstein, 1918; Jüdisches Museum Berlin

Eisner, Rose
12. Apr 1883, Myslowitz, Oberschlesien–15. Okt 1940, Berlin
geb. Rosa Eisner
verh. Rosa Eisner-Marquart
Ausbildung: Königliche Kunstgewerbeschule in Breslau, Unterricht bei Bernhard Buttersack in München und bei J.P. Laurens an der Académie Julian in Paris
Grafikerin, Illustratorin, Malerin
Eisner ist vor allem für ihre Exlibris bekannt. Sie verfügt über eine große Kundschaft, darunter Auftraggeber aus Schlesien ebenso wie aus Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main und Karlsruhe. Der Großteil ihrer Kund*innen ist jüdisch. Die Grafikerin betätigt sich darüber hinaus auch als Porträt- und Landschaftsmalerin. Durch ihre Ehe mit dem nichtjüdischen Otto Marquart ist sie vor Zugriffen durch die Nazis weitgehend geschützt. Eisner-Marquart stirbt in der Berliner Charité an Krebs.
Objekte zu Rose Eisner in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Exlibris für Lucie Eisner, Rose Eisner, Berlin, 1931; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Roman März

Engel Hecker, Lotte
29. Dez 1888, Hamburg, Deutschland–vermutlich 1973, Israel
geb. Lea Charlotte Hecker
verh. Charlotte Engel Hecker
Kunsthandwerkerin für jüdische Ritualgegenstände, Textilkünstlerin, Unternehmerin
Lotte Engel Hecker fertigt Ritualgegenstände aus Metall an, darunter Seder-Schüsseln und Chanukka-Leuchter, aber auch textile Gegenstände für den rituellen Gebrauch wie Schabbat-Decken. Anfang 1930 übernimmt sie das Geschäft ihrer Schwester Erna Adler in Berlin Tiergarten, das für eine jüdische Kundschaft Handarbeiten, moderne Zeremonialobjekte und Geschenkartikel anbietet. Nach ihrer Emigration 1938 in das britische Mandatsgebiet Palästina spezialisiert sie sich weiter in der Produktion von rituellen Textilien, um ihre Familie zu versorgen.
Abb.: Chanukka-Lampe von Lotte Engel Hecker, Berlin, ca. 1933–1938; Sammlung E. Ringelblum, Jüdisches Historisches Institut, Warschau

Frank, Elly
11. Dez 1877, Stolp (heute: Słupsk), Polen–30. Nov 1941, Riga, Litauen
Ausbildung: Mal- und Zeichenschule des Vereins Berliner Künstlerinnen
Kunstgewerbliche Zeichnerin, Porträt-Malerin, Illustratorin
Elly Frank illustriert zahlreiche Postkarten mit Szenen von Jungen und Mädchen beim Spielen, die ab 1905 von verschiedenen Verlagen gedruckt werden. Ihre Bildsprache dient während des Ersten Weltkriegs Propagandazwecken. Außerdem illustriert sie Kinderbücher und arbeitet als Porträtmalerin. Frank ist Mitglied des Wirtschaftsverbands Bildender Künstler und wohnt zuletzt im Berliner Hansaviertel, ist nicht verheiratet und hat keine Kinder. Am 27. November 1941 wird sie nach Riga deportiert und drei Tage später bei Massenerschießungen während des Massakers von Rumbula in Riga ermordet.
Digitalisat im DFG-Viewer: Frank, Elly: Was Peterle werden möchte, Berlin, ca. 1920; Jüdisches Museum Berlin.
Digitalisat im DFG-Viewer: Frank, Elly: Liebe Freunde aus der Tierwelt, Berlin, 1930; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Elly Frank in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Cover des Kinderbuches Was Peterle werden möchte von Elly Frank, Berlin, ca. 1920; Jüdisches Museum Berlin

Freudenthal, Rosa
19. Jul 1870, Groß-Strehlitz, Schlesien–21. Sep 1951, Haifa, Israel
geb. Rosa Graetzer
Kunsthandwerkerin, Unternehmerin
Freudenthal veranstaltet schon in den frühen 1920er-Jahren in ihrer Breslauer Wohnung regelmäßig Verkaufsausstellungen mit jüdischen Zeremonialobjekten und Werken jüdischer Künstler*innen. Sie bemüht sich besonders um die Herstellung jüdischer Lehr- und Lernmittel für deutschsprachige Kinder und gibt Arbeiten in Auftrag. Es entstehen z.B. ein Sukka-Bausatz aus Pappe von Erna Selten, eine Jahrzeittabelle mit einer Radierung von Käthe Ephraim Markus und ein Chanukka-Spiel von Dora Goldberg. Unter den Repressionen des NS-Regimes gibt Freudenthal ihr Geschäft auf und flüchtet 1934 in das britische Mandatsgebiet Palästina.
Objekte zu Rosa Freudenthal in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Rosa Freudenthal, Haifa, 1938; Courtesy of Rivka Sklan and Sara Frenkel, Jerusalem; The Israel Museum, Jerusalem, by Oleg Kalashnikov

Friedländer, Elisabeth
10. Okt 1903, Berlin, Deutschland–1984, Kinsale, County Cork, Irland
nach der Emigration: Elizabeth Friedlander
Ausbildung: Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums Berlin bei Emil Rudolf Weiß
Grafikerin, Typografin, Kalligrafin
Mit der Einladung, für die Schriftgießerei Bauer in Frankfurt am Main einen Schriftsatz zu entwerfen, gehört Friedländer zu den ersten Frauen in diesem Metier. Ihre enorm erfolgreiche Schrift wird 1938 produziert und heißt „Friedländer“. Unter den Nazis wird sie bald in „Elisabeth“ umbenannt, um den vermeintlich „jüdischen“ Namen der Designerin zu vertuschen. Sie emigriert 1936 nach Italien und schließlich nach England; hier wird sie während des Krieges für die Fälschung deutscher Dokumente eingesetzt. Nach dem Krieg ist sie in Großbritannien als Freiberuflerin wieder gestalterisch tätig: Ab 1948 entwirft sie Musterpapiere für Bucheinbände und Motive für den Verlag Penguin Books sowie Muster und Schmuckpapiere für die Curwen Press.
Objekte zu Elisabeth Friedländer in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Elisabeth Friedländer, Kinsale, 1960er-Jahre; Elizabeth Friedlander Collection, Special Collections & Archives, UCC Library, University College Cork, Ireland

Friedlaender, Marguerite
11. Okt 1896, Écully bei Lyon, Frankreich–24. Feb 1985, Guerneville, USA
verh. Marguerite Friedlaender-Wildenhain
Ausbildung: Staatliches Bauhaus in Weimar, Keramische Werkstatt am Bauhaus in Dornburg/Saale
Keramikerin, Porzellangestalterin, Dozentin
Im Jahr 1926 wird Marguerite Friedlaender als erste weibliche Studierende des Bauhauses Töpfermeisterin. Anschließend leitet sie Keramikwerkstatt der Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle. 1933 wird sie als Jüdin entlassen. Sie flüchtet vor den Nazis zunächst in die Niederlande, dann 1940 nach Kalifornien, wo sie mit Trude Guermonprez die Pond Farm Workshops aufbaut. Über Jahrzehnte hinweg gibt sie hier ihre durch die Bauhaus-Werkstatt in Dornburg geprägte Handwerkskunst an Studierende weiter und beeinflusst damit eine Generation amerikanischer Keramiker*innen.
Ein mündliches Interview mit Marguerite Friedlaender vom 14. März 1981 in englischer Sprache können Sie auf der Website der Archive für Amerikanische Kunst der Smithsonian Institution nachhören. Eine ins deutsche übersetzte Version ist auf unserer Website abrufbar.
Abb.: Marguerite Friedlaender (später Friedlaender-Wildenhain), Foto: Hans Finsler, Deutschland, ca. 1928; Archiv Burg, Giebichenstein – Kunsthochschule Halle

Friedlaender, Regina
12. Mai 1886, Berlin, Deutschland–7. Mär 1932, Berlin, Deutschland
geb. Regina Oppler
verh. Regina Friedlaender
verh. Regina Heller
Modistin, Modedesignerin, Unternehmerin
Regina Friedlaenders Gespür für Design, ihr Geschick als Geschäftsfrau und ihr Sinn für die Platzierung ihrer Produkte machen die noch unbekannte Hutmacherin in kurzer Zeit zu einer Trendsetterin der Mode und erfolgreichen Unternehmerin. Ihr Salon mit Hüten in aufsehenerregenden Farben und Designs wird zur bekannten Adresse in Berlin; auch Kleider und Pelze gibt es im Sortiment. Friedlaenders exklusive Hüte finden sich in einflussreichen Zeitschriften, darunter Die Dame und Elegante Welt und zieren die Köpfe etlicher Schauspielerinnen ihrer Zeit.
Objekte zu Regina Friedländer in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Regina Friedländer (links) und Anita Berber, vermutlich Berlin, 1920; ullstein bild

Grossmann, Hedwig
11. Nov 1902, Berlin–31. Mai 1998, Giv’atajim, Israel
verh. Hedwig Grossmann-Lehmann
nach der Emigration: הדוויג גרוסמן-להמן (Hedwig Grossmann-Lehmann)
Ausbildung: Seminar für Gärtner und Jugendführer im Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin, Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, Technische Hochschule Berlin, Burg Giebichenstein in Halle
Keramikerin, Bildhauerin, Druckgrafikerin, Dozentin, Zionistin
Grossmann gilt als eine der Begründerinnen der israelischen Kunstkeramik. Als überzeugte Zionistin wandert sie in den 1930er-Jahren mit ihrem nichtjüdischen Lebensgefährten, dem Bildhauer Rudi Lehmann, nach Jerusalem aus. In ihrer Arbeit legt Grossmann großen Wert auf die Verwendung von Rohmaterialien aus dem Land Israel und bemüht sich, die heimischen Erdfarben zur Geltung zu bringen. 1959 ruft das Ehepaar in Giv’atajim eine städtische Kunstschule ins Leben; bis in die 1980er-Jahre hinein arbeitet Grossmann hier mit Menschen jeden Alters und jeder Herkunft.
Objekte zu Hedwig Grossmann in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Hedwig Grossmann-Lehmann lehrt im Künstlerdorf En Hod, Foto: Fritz Cohen, En Hod, 1956; Government Press Office Jerusalem / National, Photo Collection, Jerusalem

Guermonprez Jalowetz, Trude
9. Nov 1910, Danzig (heute: Gdańsk), Polen–8. Mai 1976, San Francisco, USA
geb. Gertrud Emilie Jalowetz
Ausbildung: Burg Giebichenstein Halle, Technische Hochschule Berlin, Stipendien in Finnland und Schweden
Weberin, Textilkünstlerin, Dozentin
Trude Guermonprez, die in den Niederlanden während der deutschen Besetzung überlebt, zieht 1946 in die USA. Als außergewöhnlich begabte Weberin gestaltet sie Stoffe für Textilproduzenten, fertigt Auftragsarbeiten für Privatpersonen und Architekturbüros an und entwirft zeremonielle Textilien für Synagogen. 1949 zieht sie von North Carolina nach Kalifornien, wo sie mit Marguerite Friedlaender-Wildenhain die Pond Farm Workshops aufbaut. Bis 1971 lehrt sie am California College of Arts and Crafts.
Abb.: Trude Guermonprez, Haystack Mountain School of Crafts, Deer Isle, Maine, 1956; Courtesy of Haystack, Mountain School of Crafts

Heymann-Loebenstein, Margarete
10. Aug 1899, Köln, Deutschland–11. Nov 1990, London, UK
geb. Margarete Heymann
verh. Margarete Loebenstein (verwitwet)
verh. Margarete Marks
Nach der Emigration: Margarete Heymann-Marks, Grete Marks, Margaret Marks
Ausbildung: Kunstgewerbeschule Köln, Kunstakademie Düsseldorf, Vorkurs bei Johannes Itten am Staatlichen Bauhaus in Weimar, Probesemester in der Keramischen Werkstatt am Bauhaus in Dornburg/Saale
Designerin für Keramik, Unternehmerin, Malerin
Heymann-Loebenstein gründet zusammen mit ihrem Mann und dessen Bruder die Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik, deren Produkte bald international erfolgreich sind. Die modernen Formen, abstrakten Ornamente und ungewöhnlichen Glasuren trafen den Geschmack der Zeit. Nachdem 1928 Gustav und Daniel Loebenstein bei einem Autounfall ums Leben kommen, führt Heymann-Loebenstein die Firma allein weiter, bis sie im Jahr 1933 aufgrund der schlechten Wirtschaftslage schließen muss. Kurz darauf werden die Haël-Werkstätten auf Druck des NS-Regimes zu einem geringen Preis verkauft. Hedwig Bollhagen übernimmt die künstlerische Leitung und einen Großteil der Produktpalette. Margarete Heymann-Loebenstein emigriert 1936 nach Großbritannien; an ihre Erfolge kann sie dort nicht anknüpfen.
Mehr Informationen zu Margarete Heymann-Loebenstein finden Sie auf unserer Website.
Abb.: Margarete Heymann-Loebenstein, vermutlich Berlin, ca. 1925; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Frances Marks

Hirsch, Elli
23. Mär 1873, Berlin, Deutschland–6. Feb 1943, Theresienstadt
geb. Aurelie Hirsch
verh. Aurelie Doepler
Ausbildung: Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin
Gebrauchsgrafikerin, Illustratorin
Nach Abschluss ihres Studiums entwirft Elli Hirsch Vignetten und Kopfleisten für das Kunstgewerbeblatt und macht sich schnell einen Namen als Grafikerin. Besonders erfolgreich ist ihre acht Jahre währende Tätigkeit für die Kölner Schokoladenfirma Stollwerck: Über hundert Sammelbilder, Verpackungen, kunstvolle Anzeigen und Plakate entwirft Elli Hirsch; auch an der Gestaltung des Logos ist sie beteiligt. Das für ihre Zeit außergewöhnliche Geschäftsverhältnis endet mit ihrer Heirat. Elli Hirsch wird 1942 von Berlin nach Theresienstadt deportiert und ein halbes Jahr später dort ermordet.
Informationen zur Ausbildungsstätte von Elli Hirsch auf Jewish Places.
Objekte zu Elli Hirsch in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Exlibris für Elli Hirsch, Emil Doepler der Jüngere, Ort unbekannt, 1905; Reproduktion Courtesy of University of Glasgow Library, Archives Special Collections

Kuttner, Dorothea
22. Apr 1902, Berlin, Deutschland–7. Mär 1967, Allgäu, Deutschland
verh. Dorothea Patuschka
Ausbildung: Kunstgewerbeschule in Berlin
Kunsthandwerkerin
Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, will Kuttner ein Handwerk erlernen. Bereits während ihrer Ausbildung webt sie Stoffe, mit denen sich ihre Familie einkleidet. Später führt Kuttner in Kattowitz ein Nähstudio mit mehreren Angestellten; hier lernt sie ihren nichtjüdischen Mann kennen. Das Paar lässt sich in Kempten im Allgäu nieder, zieht jedoch, um der Willkür des NSDAP-Kreisleiters der Kleinstadt zu entgehen, 1943 nach Berlin, wo Kuttner, durch ihre Ehe geschützt, die Zeit des Nationalsozialismus überlebt.
Objekte zu Dorothea Kuttner in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Dorothea Kuttner, vermutlich Berlin, ca. 1920; Privatsammlung

Leon, Rose
1. Sep 1909, Berlin, Deutschland–2. Mär 2010, Ardsley, USA
verh. Rose Leon-Wegner
Ausbildung: Schule Reimann in Berlin bei Karl Heubler, Metallabteilung
Silber- und Metallschmiedin
Bis heute ist die Silberschmiedin Rose Leon die einzige Person, von der bekannt ist, dass sie an der Schule Reimann im Fachbereich Metallarbeit jüdische Zeremonialobjekte entwirft und anfertigt. Auffallend sind hier ihre Experimente mit ungewöhnlichen Formen. Sie produziert auch dekorative Haushaltsobjekte und Schmuck. Nach 1933 gibt es für Leon außerhalb jüdischer Kreise kaum noch Arbeits- und Ausstellungsmöglichkeiten, 1936 flieht sie aus Deutschland. Zusammen mit ihrem Ehemann, den sie 1937 in Antwerpen heiratet, emigriert sie 1938 in die USA. Rose Leon stellt für Familienmitglieder weiterhin Schmiedearbeiten her, kann an ihre Karriere aber nicht anknüpfen.
Abb.: Rose Leon, Berlin, Mai 1929; Sammlung Marian Natter, Briarcliff Manor, USA

Levy, Elisabet Alexandra
31. Aug 1910, Hamburg, Deutschland–1990, New York, USA
verh. Elisabet Alexandra Weissmann
verh. Elisabet Alexandra Leonard
Elisabet Alexandra Levy stellt – wie einige andere jüdische Frauen – in den späten 1920er- und frühen 1930er-Jahren moderne Zeremonialobjekte aus Metall her; ihr Können ist in Vergessenheit geraten, und ihre Werke wurden bisher nahezu vollends übersehen. Über Levys Ausbildung ist wenig bekannt, doch sie führt in Berlin ein Unternehmen für Schmuck und Edelmetalle. Zusammen mit ihrem Mann flieht sie um 1939 nach Amsterdam, wird jedoch inhaftiert und 1944 nach Bergen-Belsen deportiert. Sie überlebt und wandert mit ihrem Sohn Peter nach New York aus.
Abb.: Chanukka-Lampe von Elisabet Alexandra Levy, Berlin, ca. 1933–1938; Sammlung E. Ringelblum, Jüdisches Historisches Institut, Warschau

Litten, Hanna
17. Mai 1920, Berlin, Deutschland–Dez 1942, Riga, Litauen
Ausbildung: Bühnen- und Kostümbild bei Heinz A. Cordell im Jüdischen Kulturbund in Berlin
Kostümbildnerin, Bühnenbildnerin
Als Jüdin ist Hanna Litten unter dem Nazi-Regime die Arbeit an öffentlichen Theatern verboten – weshalb sie ihr beachtliches Talent als Kostümbildnerin ausschließlich in Aufführungen des Jüdischen Kulturbunds zur Geltung bringen kann. 1939 wird sie, erst neunzehnjährig, dessen Vorstandsmitglied; im Jahr darauf übernimmt sie bis zur Schließung 1941 die Verantwortung für die Ausstattung aller noch produzierten Inszenierungen. Am 26. Oktober 1942 wird Hanna Litten ins Ghetto Riga deportiert, wo sie kurz nach ihrer Ankunft im Lager Jungfernhof erschossen wird.
Abb.: Hanna Litten, Abraham Pisarek, Berlin, ca. 1939; Bildarchiv Pisarek / akg-images, Berlin

Luiko, Maria
25. Jan 1904, München, Deutschland–25. Nov 1941, Kaunas, Litauen
geb. Marie Luise Kohn
Künstlername: Maria Luiko
Ausbildung: Akademie der Bildenden Künste in München, Kunstgewerbeschule München
Malerin, Illustratorin, Bühnenbildnerin, Lithografin, Marionettenkünstlerin
Mit Zeichnungen, Aquarellen, Ölgemälden, Lithografien, Holzschnitten, Buchillustrationen und Bühnenbildern beeindruckt die Vielfalt im Werk Luikos. 1927 tritt sie der Künstlervereinigung „Die Juryfreien“ bei; zunehmend befasst sie sich mit sozialkritischen Themen. Bis 1939 ist Luiko für den Jüdischen Kulturbund tätig und ist Mitgründerin des Münchner Marionettentheaters Jüdischer Künstler. Maria Luiko plant, ins britische Mandatsgebiet Palästina auszuwandern, doch im November 1941 wird sie deportiert und in Kaunas erschossen.
Abb.: Maria Luiko; Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft / Hartmann-Center e.V.

Marbach, Johanna
9. Jul 1872, Berlin, Germany–19. Jan 1945, Marylebone, UK
geb. Johanna Podeschwa (auch Podescwa)
verh. Johanna Dann (verwitwet)
verh. Johanna Marbach
Modedesignerin, Modehausinhaberin
Marbach kleidet Film-, Bühnen- und Opernikonen ein und erlangt so selbst Berühmtheit. Die außergewöhnlich erfolgreiche Unternehmerin ist eine der wenigen Frauen ihrer Zeit, die trotz Ehe und Kindern ihrer Karriere nachgeht. Marbach, die aus einer orthodoxen Familie stammt, setzt sich öffentlich gegen Antisemitismus ein. Sie flieht vor den Nazis nach London; in den Unterlagen der britischen Volkszählung von 1939 wird ihr Beruf schlicht als „Schneiderin“ vermerkt.
Objekte zu Johanna Marbach in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Johanna Marbach im Garten ihres Modehauses, Foto: Waldemar Titzenthaler, Berlin, 1915; ullstein bild

Meyerhof, Agnes
2. Jun 1856, Hildesheim, Deutschland–22. Aug 1942, Theresienstadt
geb. Agnes Gella Meyerhof
Ausbildung: Studium der Malerei und Bildhauerei in Frankfurt am Main, Unterricht bei Hugo Steiner-Prag in München
Zeichnerin, Malerin, Bildhauerin, Grafikerin
Meyerhof fertigt Bilder für den Frankfurter Zoologischen Garten an, illustriert verschiedene Publikationen und gestaltet zahlreiche Exlibris; bekannt wird sie aber vor allem für ihre Porträtmalerei. 1901 und 1902 kann sie Studienreisen nach Florenz und Rom unternehmen, 1906 wird sie beim Concours International des Arts de la Femme in Paris mit dem Diplôme d’Honneur ausgezeichnet. Sie heiratet nicht und bleibt kinderlos. Mit 86 Jahren wird sie nach Theresienstadt deportiert und stirbt dort drei Tage später.
Objekte zu Agnes Meyerhof in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Selbstbildnis im Atelier Agnes Meyerhof; Reproduktion: Alexander Beck, Frankfurt am Main

Nathan, Steffie
31. Aug 1895, Berlin, Deutschland–3. Sep 1972, Hastings, UK
geb. Stefanie Nathan
verh. Steffie Schäfer-Nathan
Modezeichnerin, Gebrauchsgrafikerin
Nathans Werk repräsentiert das Bild der „neuen“ unabhängigen, aktiven Frau der Weimarer Republik. Über Nathans Ausbildung ist nichts bekannt, doch bereits im Alter von 24 Jahren entwirft sie ein Titelbild für Die Dame und arbeitet für weitere einflussreiche Zeitschriften. 1926 heiratet sie den antifaschistischen nichtjüdischen Karikaturisten Albert Schäfer-Ast. Unter dem politischen Druck annulliert das Paar im April 1939 seine Ehe und schickt die gemeinsame Tochter mit einem Kindertransport nach England. Nathan folgt ihrer Tochter und bleibt auch nach dem Krieg in London. Ihre vielversprechende künstlerische Laufbahn kann sie nicht fortsetzen.
Objekte zu Steffie Nathan in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Steffie Nathan, ca. 1933; Buck Family Collection, Worcester, Großbritannien

Neu, Trude
6. Apr 1912, Nürnberg, Deutschland–Mai 2001, England, UK
geb. Gertrud Neu
verh. Trude Neu Lindsey
Ausbildung: Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, Belfast School of Art
Textil- und Spielzeugdesignerin, Malerin, Beschäftigungstherapeutin
Kurz vor ihrem Studienabschluss ist Trude Neu unter den Nazis gezwungen, die Nürnberger Hochschule zu verlassen; 1939 wandert sie mit einem Visum für Hausangestellte nach Nordirland aus. Mit Kreativität und Geschick kann Neu ihren Lebensunterhalt hier mit dem Verkauf von selbst entworfenen Handpuppen bestreiten. Später entwirft sie für eine Belfaster Weberei mit großem Erfolg kühne und farbenfrohe Stoffe. 1948 beginnt Neu eine weitere Ausbildung und arbeitet bis zu ihrem Ruhestand als Beschäftigungstherapeutin mit Schwerpunkt auf Kunsthandwerk, Stickerei und Weberei.
Objekte zu Trude Neu in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Handpuppe „Pfarrer“ von Trude Neu, Belfast, ca. 1941–1945; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Roman März

Neumann, Alice
23. Nov 1901, Berlin, Deutschland–15. Jun 2008, London, UK
geb. Alice Irmgard Edler
auch: Lissy Edler
nach der Emigration: Alice Irmgard Newman
Ausbildung: Kunstgewerbeschule in Berlin Charlottenburg, Schule Reimann in Berlin
Modezeichnerin
Bereits in der Kindheit zeigt sich das große künstlerische Talent von Alice Edler; als junge Frau arbeitet sie frei für verschiedene Berliner Salons, und viele der beliebten Ullstein-Schnittmuster stammen aus ihrer Feder. Nach einer überstürzten Emigration kann sie ihrer Familie in London durch das Anfertigen von Modezeichnungen den Lebensunterhalt sichern. Anfang der 1940er-Jahre hört Alice Neumann auf, künstlerisch zu arbeiten und unterstützt ihren Mann beim Aufbau seiner Arztpraxis.
Objekte zu Alice Neumann in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Alice Neumann-Edler (Lissy Edler), Berlin, April 1922; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Peter H. Newman und Dr. Claus G. H. Newman

Oppler-Legband, Else
21. Feb 1875, Nürnberg, Deutschland–7. Dez 1965, Überlingen am Bodensee, Deutschland
geb. Else Oppler
verh. Else Oppler-Legband
Ausbildung: Damenatelier des Künstlers Maximilian Dasio in München, Kunstgewerblicher Meisterkurs des Bayerischen Gewerbemuseums in Nürnberg
Architektin, Innenarchitektin, Kunsthandwerkerin, Modedesignerin, Dozentin für Kunsthandwerk
Oppler-Legband ist um 1900 eine einflussreiche und vielseitige Designerin. Als treibende kulturelle Instanz hält sie Vorträge, lehrt, kuratiert Ausstellungen und leitet die Höhere Fachschule für Dekorationskunst. Sie flieht 1933 aus Deutschland und kehrt, bereits betagt, 1952 zurück. Heute ist die führende Vertreterin der Reformkleidung – der Gegenentwurf zu enger und unbequemer Frauenmode ab der Jahrhundertwende – so gut wie vergessen. Ihr langjähriger nichtjüdischer Lebensgefährte und Partner Peter Behrens ist als Pionier des modernen Designs weithin bekannt.
Objekte zu Else Oppler-Legband in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Else Oppler-Legband, Foto: Minya Diéz-Dührkoop, Berlin, 1905–1920; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Dr. phil. Fortunatus Schnyder-Rubensohn

Pritzel, Lotte
30. Jan 1887, Breslau (heute Wrocław), Polen–17. Feb 1952, Berlin, Deutschland
geb. Charlotte Pritzel
verh. Charlotte Pagel
Ausbildung: Kunstgewerbeschule in München
Puppenmacherin, Kostümbildnerin, Zeichnerin
Pritzel fertigt extravagante Wachspuppen, die häufig in Zeitschriften abgebildet werden. 1912 gibt der Keksfabrikant Hermann Bahlsen bei ihr die Gestaltung von Werbefiguren in Auftrag. Pritzel gehört zu dem Kreis der Münchner Boheme und ist u.a. mit Erich Mühsam, Lion Feuchtwanger, Klabund und Johannes R. Becher befreundet. Im September 1913 sieht Rainer Maria Rilke eine Ausstellung der Puppen von Lotte Pritzel in ihrem Atelier in München und wird inspiriert, über sie zu schreiben. Sie arbeitet als Kostümbildnerin und Bühnenausstatterin, u. a. für die Münchner Kammerspiele, das Deutsche Theater in Berlin, für Max Reinhardt und Erwin Piscator.
Digitalisat im DFG-Viewer: Das Puppenbuch, mit Abbildungen von Puppen der Lotte Pritzel und Erna Pinner, Berlin, 1921; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Lotte Pritzel in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Lotte Pritzel mit einer ihrer Puppen, Atelier Madame d’Ora, vermutlich Wien, 1923; Nachlass Madame d’Ora, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Rosenblüth, Anni
8. Okt 1890, Berlin, Deutschland–8. Mär 1966, Kidlington, UK
geb. Anna Margarete Lesser
nach der Emigration: Annie Margaret Ross
Ausbildung: Schule Reimann in Berlin, beim Goldschmied Adolf von Mayrhofen in München, Königliche Kunstgewerbliche Lehr- und Versuchswerkstätte in Stuttgart, Höhere Fachschule für Textil- und Bekleidungsindustrie in Berlin
Goldschmiedin, Kunsthandwerkerin, Illustratorin, Unternehmerin
Rosenblüth gehört zu den ersten Frauen in Deutschland, die offiziell (hier: von der Berliner Handelskammer) als Gold- und Silberschmiedin anerkannt werden. Für den Jüdischen Nationalfond entwirft sie ein illustriertes Domino-Spiel, das auf dem Zionistenkongress in Wien vorgestellt wird. Sie folgt ihrem Mann, dem Politiker Pinchas Rosen (früher Felix Rosenblüth), 1932 nicht ins britische Mandatsgebiet Palästina, sondern emigriert mit ihren beiden Kindern 1933 nach Großbritannien. Später gelingt es ihr, sich mit ihrer Kunst selbstständig zu machen: Unter dem Label Fancycraft produziert sie in eigener Werkstatt in Oxfordshire erfolgreich Laubsägearbeiten, die 1951 im Rahmen des Festival of Britain ausgestellt werden.
Objekte zu Anni Rosenblüth in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Annie Ross (ehemals Rosenblüth), Kidlington, 1955; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Nick Ross, Jerry Ross und Judith Schott

Roth, Emmy
12. Mai 1885, Hattingen, Deutschland–11. Jul 1942, Tel Aviv, Israel
geb. Emmy Urias
verh. Emmy Baehr
verh. Emmy Roth
Ausbildung: Silberschmiedefirma Conrad Anton Beumers bei Paul Beumers, weitere Stationen in Gold- und Silberschmiedewerkstätten, Meisterprüfung als eine der ersten Frauen in Deutschland
Gold- und Silberschmiedin
Roth ist eine der bedeutendsten deutschen Silberschmiedinnen des frühen 20. Jahrhunderts und international bekannt. Sie entwirft und fertigt funktionale Gegenstände von eleganter Schlichtheit, die mit technischer Virtuosität ausgeführt werden. Sie versteht es, ihre Produkte zu vermarkten und zu veröffentlichen. Roth präsentiert ihre Arbeiten regelmäßig auf der Leipziger Messe, 1930 nimmt sie an der bahnbrechenden Ausstellung Kult und Form in Berlin teil, 1931 an der Deutschen Bauausstellung und 1937 an der Weltausstellung in Paris im jüdischen Pavillon des britischen Mandatsgebiets Palästina. Roth lebt in Deutschland, Frankreich und zum Schluss in Tel Aviv. Erkrankt an Krebs, nimmt sie sich 1942 das Leben. Ihr Werk geriet in Vergessenheit.
In ihrem Beitrag „Wohltuend ausgewogene Gebrauchsgegenstände in Silber“ schreibt Kuratorin Michal S. Friedlander über Emmy Roths beliebtes Kaffee- und Teeservice.
Objekte zu Emmy Roth in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Emmy Roth bei der Arbeit, 1932; Scherl / Süddeutsche Zeitung Photo

Saltern, Irene
30. Januar 1911, Berlin, Deutschland–4. September 2005, Newport Beach, USA
geb. Irene Stern
verh. Irene Salinger
beruflicher Name: Irene Saltern
Spitzname: Reni
Ausbildung: Lette-Verein Berlin
Kostümbildnerin, Modedesignerin, Unternehmerin
Salinger ist bekannt für ihren Einfluss auf die Damen-Sportbekleidungsindustrie, insbesondere für ihre Arbeit als Begründerin von Kombinationen in der Sportmode. 1937 in die USA emigriert, strebt sie eine Karriere als Kostümbildnerin an. In Hollywood beginnt sie in den späten 1930er-Jahren als Kostümbildnerin bei Republic Pictures und arbeitet später für Samuel Goldwyn Pictures. In den 1940er-Jahren beginnt sie als freiberufliche Modedesignerin zu arbeiten; 1950 wird sie leitende Designerin bei einer kalifornischen Sportbekleidungsfirma. Sie nutzt einige der optischen Täuschungen, z.B. wie man eine weibliche Silhouette schlanker wirken lassen kann, für die kommerzielle Mode. Später arbeitet sie für die Designhäuser Phil Rose und Lanz of California und leitet kurzzeitig auch ihre eigene Firma, Irene Saltern of California.
In dem Beitrag „Caputher Sterne. Die Entdeckung einer Freundschaft“ von 2023 schreibt Aubrey Pomerance, Leiter des Archivs, über die Freundschaft von Irene Saltern und Albert Einstein.
Objekte zu Irene Saltern in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Irene Saltern, Los Angeles, 1937; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Tom und Lynda Salinger

Samuel, Edith
28. Nov 1907, Essen, Deutschland–1. Jun 1964, Rischon Le-Zion, Israel
Nach der Alija: אדית סמואל (Edith Samuel)
Ausbildung: Handwerker- und Kunstgewerbeschule, später Folkwangschule für Gestaltung in Essen, Kunstakademie Düsseldorf
Bildhauerin, Grafikerin, Zeichnerin, Puppenmacherin
Als Puppenmacherin stellt Edith Samuel maßgefertigte Porträtpuppen aus Stoff als Andenken für Familien her, deren Angehörige Deutschland aufgrund der Einschränkungen und der Verfolgung durch die Nazis verlassen mussten. Im Jahr 1939 wandert sie ins britische Mandatsgebiet Palästina aus und lässt sich mit ihrer Schwester Eva (Chava) Samuel und ihrem Bruder, dem Komponisten Jochanan Samuel, in Rischon Le-Zion nieder. Sie beginnt mit der Herstellung von Puppen, die verschiedene Kulturen und Teile der Gesellschaft repräsentieren, sowie später von kleinen Bühnen mit Szenen, die den jungen Staat Israel darstellen. Sowohl in Deutschland als auch in der Emigration spiegeln Samuels Puppen die Lebens-, Kultur- und politische Geschichte ihrer Zeit wider.
Objekte zu Edith Samuel in unserer Online-Sammlung.
Lesen Sie im Blogbeitrag, wie Kuratorin Michal S. Friedlander die Samuel-Schwestern wieder entdeckte.
Abb.: Edith Samuel mit einer ihrer Puppen auf dem Balkon ihres Elternhauses, Essen, ca. 1930; Alte Synagoge Essen, Archiv

Samuel, Eva
16. Nov 1904, Essen–3. Okt 1989, Israel
Nach der Alija: חוה סמואל (Chava Samuel)
Ausbildung: Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Essen, Künstlerkolonie Worpswede, Keramikwerkstätten Margaretenhöhe, Studium der keramischen Chemie in Stuttgart
Keramikerin, Malerin, Bildhauerin, Illustratorin, Zionistin
Eva Samuel ist Tochter eines Reform-Rabbiners, eine der Pionierinnen der Keramikkunst in Israel und Mitbegründerin der Vereinigung der Keramikkünstler in Israel. Die modernen Formen, die sie nach ihrer Alija aus Deutschland ins britische Mandatsgebiet Palästina mitbringt, versieht sie mit gemalten folkloristischen Motiven: Szenen aus verschiedenen Gemeinschaften, einschließlich jemenitischer Jüdinnen*Juden und der arabischen Bevölkerung. 1934 eröffnet sie zusammen mit Paula Aronsohn die Werkstatt Krug und Becher in Rischon Le-Zion, die 45 Jahre ununterbrochen in Betrieb sein wird. Die Puppenmacherin Edith Samuel, die ebenfalls ins britische Mandatsgebiet Palästina emigriert, ist ihre Schwester.
Lesen Sie im Blogbeitrag, wie Kuratorin Michal S. Friedlander die Samuel-Schwestern wieder entdeckte.
Abb.: Eva Samuel; Alte Synagoge Essen, Archiv

Sandler, Adele
23. Feb 1883, Karlsruhe, Deutschland–2. Sep 1946, Jerusalem, Israel
geb. Adelheid Straus
Nach der Emigration: אדלה סנדלר
Illustratorin, Verlegerin, Unternehmerin, Zionistin
Sandler setzt sich für eine jüdische Kinderkultur in Deutschland ein: Ihre Illustrationen für ihr Bilderbuch und pädagogische Spiele werden hoch gelobt, endlich würden Kindern auch jüdische Geschichten statt der christlichen Darstellungen nahegebracht. In einer Zeit zunehmender antisemitischer Verfolgung bestärken Sandlers Veröffentlichungen Kinder in ihrem jüdischen Selbstbewusstsein.
Objekte zu Adele Sandler in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Selbstporträt von Adele Sandler, Berlin, ca. 1920–1934; Sammlung Emanuel Bach, Haifa / Foto: Emanuel Bach

Sandmann, Gertrude
16. Okt 1893, Berlin, Deutschland–6. Jan 1981, Berlin, Deutschland
Ausbildung: Verein Berliner Künstlerinnen, Grafikstudium bei Otto Kopp in München, Schülerin von Käthe Kollwitz
Malerin, Gebrauchsgrafikerin
In den 1920er-Jahren arbeitet Gertrude Sandmann als Illustratorin für Modezeitschriften. Das Erbe ihres Vaters erlaubt ihr, im eigenen Atelier dem Aufbruchs- und Entdeckungsgeist der Weimarer Republik zu folgen. Reisen und Studienaufenthalte führen sie nach Paris, Florenz, Ascona. Ihr Leben lang kämpft sie für die Emanzipation der Frauen. Bereits Anfang der 1920er-Jahre lebt sie offen lesbisch, malt und zeichnet mit Vorliebe Frauen. Nach dem Deportationsbefehl bringt sie ihre Bilder in Sicherheit und täuscht einen Selbstmord vor. Im Versteck überlebt sie die Verfolgung. Schon betagt unterstützt Sandmann Fraueninitiativen und ist Mitbegründerin der ersten Lesbengruppe der Nachkriegszeit L 74.
Gedenktafel am ehemaligen Wohnort von Gertrude Sandmann auf Jewish Places.
Abb.: Gertrude Sandmann, Foto: Eva Rülff-Kollwitz, Berlin, 1972

Schlopsnies, Franziska
1. Dez 1884, Frankfurt am Main, Deutschland–30. Dez 1944, Auschwitz
geb. Franziska Spangenthal
Modegrafikerin, Gebrauchsgrafikerin
Schlopsnies gilt als eine der bedeutendsten deutschen Modegrafikerinnen der 1920er-Jahre. Ihre eleganten Modezeichnungen und Karikaturen erscheinen regelmäßig in Zeitschriften und Monatsheften. Sie gestaltet zahlreiche Titelblätter, unter anderem für die satirischen Fliegenden Blätter und Meggendorfer-Blätter. Nach der Machtübernahme der Nazis vermietet sie Zimmer in ihrer Wohnung, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter zu sichern. Sie wird im Dezember 1944 in Auschwitz ermordet, ihre Tochter Erica überlebt.
Abb.: Franziska Schlopsnies, München, 1942; Privatsammlung

Schwarz, Paula
11. Feb 1872, Rogowo, Posen (heute Poznań, Polen)–4. Jan 1943, Theresienstadt
geb. Pauline Schwarz
verh. Pauline Löwenthal
Hutmacherin, Geschäftsfrau
Die Hüte von Paula Schwarz zieren die Köpfe bekannter Schauspielerinnen, ihre Kreationen werden von der jüdischen Fotografin Yva festgehalten – ein Beispiel für die Vernetzung und die enge Zusammenarbeit jüdischer Frauen in kreativen Berufen. Paula Schwarz’ erfolgreicher Hutsalon in Charlottenburg wird 1939 liquidiert. Sie stirbt im Alter von 70 Jahren in Theresienstadt.
Mehr Informationen zum Werk von Yva, Fotografin der Abbildung, finden Sie auf unserer Website.
Abb.: Hut aus schwarzem Samt mit weißem Vogel von Paula Schwarz; Foto: Yva (Else Neuländer-Simon), Berlin, ca. 1925–1938; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Seidmann-Freud, Tom
17. Nov 1892, Wien, Österreich–7. Feb 1930, Berlin, Deutschland (Tod durch Suizid)
geb. Martha Gertrud Freud
Ausbildung: Kunstschule in London, Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums Berlin
Illustratorin, Kinderbuchautorin, Malerin
Seidmann-Freuds Werk ist Ende der 1920er-Jahre in Deutschland und in vielen Teilen Europas verbreitet. Kaum eine andere Illustratorin dieser Zeit erreicht mit ihren Büchern eine solche Popularität. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Jakob „Jankew“ Seidmann, gründet sie den Verlag für Kinderbücher Peregrin. Die Begegnung mit dem Dichter und Übersetzer Chaim Nachman Bialik führt zu einer intensiven Zusammenarbeit und zur Gründung des Verlagshauses Ophir. Die Projekte geraten nach der Weltwirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten. Yankel Seidmann und Tom Seidmann-Freud nehmen sich 1929 und 1930 im Abstand weniger Monate das Leben.
Wohnort der Familie Freud auf Jewish Places.
In dem Beitrag „Kunstwerke für Kinder“ (2021) schreibt Ulrike Sonnemann, ehemalige Leiterin der Bibliothek, über den Ankauf mehrerer Werken von Tom Seidmann-Freud und deren Bedeutung.
Digitalisat im DFG-Viewer: Seidmann-Freud, Tom: Peregrin and the goldfish, Berlin u.a., 1929; Jüdisches Museum Berlin.
Digitalisat im DFG-Viewer: Eśer sihot li-yeladim (Kleine Märchen), mit Bildern von Tom Seidmann-Freud, Yerûshalayim [u.a.], 1923; Jüdisches Museum Berlin.
Digitalisat im DFG-Viewer: Seidmann-Freud, Tom: Das Zauberboot, Berlin, 1930; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Tom Seidmann-Freud in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Tom Seidmann-Freud und ihre Tochter Angela, vermutlich Berlin, ca. 1929; Sammlung Toms Enkelkinder

Sinasohn, Rahel Ruth
25. Mai 1891, Gnesen (heute Gniezno, Polen)–10. Feb 1968, Petach Tikva, Israel
geb. Rahel Ruth Cohn
nach der Emigration: רחל רות סינאסון (Rahel Ruth Sinasohn)
Entwerferin und Herstellerin jüdischer Ritualgegenstände, Unternehmerin
Sinasohn war mit einem neo-orthodoxen Rabbiner verheiratet und lebte ein traditionelles jüdisches Leben in Berlin. Um zum Familieneinkommen beizutragen, setzte sie ihre künstlerischen Fähigkeiten selbstbewusst und mit großem kaufmännischem Innovationsgeschick um. In ihren Ritualgegenständen aus Textil, Glas, Porzellan und Metall spiegeln sich, wie das Jüdische Familienblatt 1924 festhält, mutige, frische Impulse und neuartige Ideen. Als die sechsköpfige Familie in eine größere Wohnung zieht, entwirft der Architekt Harry Rosenthal einen Ausstellungs- und Verkaufsraum. 1942 flieht Sinasohn mit ihrem Mann und einer ihrer Töchter nach Belgien und taucht unter. Nach der Befreiung emigriert die Familie 1947 in das britische Mandatsgebiet Palästina.
Objekte zu Ruth Rahel Sinasohn in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Rahel Ruth Sinasohn, Berlin, 1930er-Jahre; Privatsammlung

Spanier, Käte
3. Jan 1891, Hannover, Deutschland–28. Sep 1970, London, UK
geb. Käthe Henriette Fanny Spanier
verh. Käthe Lehfehldt
auch bekannt unter Käthe Lehfeldt und Kate Lefelt
Gebrauchsgrafikerin, Zeichnerin
1914 werden Spaniers Arbeiten – darunter ein Werbeplakat, Entwürfe für Vorsatzblätter und farbige Originalzeichnungen für das Märchen Der Schweinehirt von Hans Christian Andersen – auf der Weltausstellung für Buchgewerbe und Graphik (BUGRA) in Leipzig ausgestellt. Heute noch bekannt ist Spaniers Plakat Krieg und Küche, das während des Ersten Weltkriegs vom Nationalen Frauendienst (NFD) in Auftrag gegeben wurde und Tipps für eine sparsame Haushaltsführung in Kriegszeiten gibt. Spanier heiratet 1918 den Gynäkologen Moritz Lehfeldt und legte ihre Karriere auf Eis. Nach seinem Tod im Jahr 1935 und ihrer anschließenden Emigration nach England nahm sie ihre Karriere jedoch wieder auf und begann, ihre Werke erneut auszustellen.
Abb.: Leider liegt von Käte Spanier kein Porträt vor und ein stellvertretendes Objektbild ist online nicht nutzbar.

Stern, Hanna E.
18. Sep 1885, Frankfurt am Main, Deutschland–4. Dez 1942, Frankfurt am Main, Deutschland
geb. Johanna Elisabeth Stern
verh. Johanna Stern-Cristiani
Gebrauchsgrafikerin
Hanna E. Stern führt zusammen mit ihrem nichtjüdischen Ehemann, dem Künstler Mateo Cristiani, ein Atelier für Buch- und Kunstgewerbe im Hansahaus in Frankfurt am Main. Während des Ersten Weltkriegs verantwortet sie das Geschäft allein. Stern gestaltet zahlreiche Exlibris, darunter für die Frankfurter Familie Rothschild; sogar ein Exlibris auf Arabisch ist von ihr zu finden. Nach 1936 wird Matteo Cristiani, der sich nicht scheiden lassen will, mit einem Berufs- und Ausstellungsverbot belegt. Stern gelingt es, einige Zeit in der Schweiz zu verbringen. Sie stirbt jedoch in der gemeinsamen Wohnung in Frankfurt, vermutlich an Lungenkrebs.
Objekte zu Hanna E. Stern in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Exlibris für Hanna E. Stern von Hanna E. Stern, Frankfurt am Main, ca. 1910–19209; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Roman März

Straus, Paula
31. Jan 1894, Stuttgart, Deutschland–10. Feb 1943, Auschwitz
Ausbildung: Staatliche Kunstgewerbehochschule und Fachschule für Edelmetallindustrie in Schwäbisch Gmünd; Gold- und Silberschmiedewerkstatt I. Köhler in Frankfurt am Main, Königliche Kunstgewerbliche Lehr- und Versuchswerkstätte in Stuttgart, Meisterschülerin von Paul Haustein
Gold- und Silberschmiedin, Industriedesignerin
Paula Straus gehört zu den ersten Industriedesignerinnen in Deutschland. Während der 1920er-Jahre etabliert sie sich als Gold- und Silberschmiedin in einer Männerdomäne. Paula Straus fertigt nicht nur einzelne Luxusartikel, sondern entwirft auch serielle Silberwaren für namhafte Firmen wie die Silberwarenfabrik Peter Bruckmann & Söhne und die Württembergische Metallwarenfabrik (WMF AG). Für Bruckmann & Söhne entwirft sie sowohl christliche als auch jüdische Ritualgegenstände. Trotz der sich verschärfenden antijüdischen Gesetze der Nazis arbeitet sie als Goldschmiedin weiter. Nachdem ihr Versuch in die Niederlande zu emigrieren gescheitert ist, nimmt sie Stellen in jüdischen Altersheimen an. Gemeinsam mit ihrer Mutter wird sie 1942 nach Theresienstadt deportiert. Mutter und Tochter werden voneinander getrennt, als Paula Straus in das Vernichtungslager Auschwitz transportiert wird. Sie wird dort ermordet.
Objekte zu Paula Straus in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Passfoto von Paula Straus, Foto: Clara Baur, Stuttgart, 1935; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Evelyn Grill-Storck in Erinnerung an Prof. Dr. Joachim Wolfgang Storck

Szalit, Rahel
2. Jul 1888, Telz (heute Telšiai, Litauen)–ca. 22. Aug 1942, Auschwitz
geb. Rahel Marcus
verh. Rahel Szalit
auch: Rahel Szalit-Marcus
Ausbildung: Kunstakademie München
Illustratorin, Grafikerin, Malerin
Szalit bezeichnet sich selbst als jüdische Künstlerin und fühlt sich den osteuropäischen Jüdinnen*Juden und den kleinen jüdischen Dörfern in Litauen, wo sie ihre Kindheit verbrachte, eng verbunden. Ihre folkloristischen Illustrationen jiddischer Literatur bedienen sich des Grotesken, bleiben aber liebevolle Darstellungen einer Insiderin der Gemeinde. Szalit spricht mehrere Sprachen und illustriert auch russische, französische und englische Literatur in deutscher Übersetzung. 1933 flieht sie vor den Nazis nach Paris. 1942 wird sie verhaftet, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und ermordet. Ihr Atelier wird geplündert und verwüstet, sodass nur wenige Werke erhalten geblieben sind.
Digitalisat im DGF-Viewer: Szalit, Rahel: Menshelakh un stsenes, Berlin, 1922; Jüdisches Museum Berlin.
Digitalisat im DFG-Viewer: Dostoevskij, Fedor M.: Das Krokodil, mit 21 Lithografien von Rahel Szalit, Potsdam, 1921; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Rahel Szalit in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Rahel Szalit, vermutlich Paris, 1933 bis 1942, Musée d’Art et d’Histoire du judaïsme, Paris, Kinsale, 1960er-Jahre; mahj

Szkolny, Lilli
5. Jun 1906, München, Deutschland–18. Aug 1942, Riga, Litauen
verh. Lilli Wiener
Illustratorin, Zeichnerin, Fotografin, Autorin
Szkolny erlangt in den 1930er-Jahren als Illustratorin jüdischer Kinderbücher und Nachrichtenblätter eine gewisse Bekanntheit. 1938 bebildert sie das Buch Spatz macht sich von Meta Samson; es kann nicht mehr erscheinen, die Nazis liquidieren den Verlag. Szkolny arbeitet auch als Journalistin und Fotografin. Ihr gelingt die Emigration zu ihrem Bruder nach England nicht. Zusammen mit ihrem Ehemann Franz Wiener wird sie nach der Deportation in Riga ermordet.
Digitalisat im DFG-Viewer: Die Wunschkiste, Vorwort von Hilde Marx, Texte: Setta Cohn-Richter, Carl David, Heinz Berggrün, Leonard Wischnitzer, Arhur Silbergleit, Alice Stein-Landesmann u.a., Illustrationen von Dodo, Igna Beth, Lilli Szkolny u.a., Berlin, 1936; Jüdisches Museum Berlin.
Digitalisat im DFG-Viewer: Samson, Meta: Spatz macht sich, mit Illustrationen von Lilly Szkolny, Berlin, 1938; Jüdisches Museum Berlin.
Objekte zu Lilli Szkolny in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Lilli Szkolny, Foto: Abraham Pisarek, Berlin, ca. 1935; Bildarchiv Pisarek / akg-images, Berlin

Tomalin, Elisabeth
4. Nov 1912, Dresden, Deutschland–8. Mär 2012, London, UK
geb. Elisabeth Wallach
Pseudonym: Suaja
Ausbildung: Schule Reimann in Berlin
Textildesignerin, Grafikerin, Kunsttherapeutin, Autorin
Ausgebildet an der Schule Reimann in Berlin, flüchtet Tomalin 1936 über Paris nach England. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitet sie für das Ministry of Information in London an der Gestaltung von Propaganda- und Informationsplakaten. Bis Ende der 1950er-Jahre leitet sie die Abteilung für Textildesign bei Marks & Spencer. Elisabeth Tomalins Interesse am Denken C.G. Jungs veranlasst sie in den 1960er-Jahren zu einer Umschulung zur Kunsttherapeutin. In den frühen 1970er-Jahren wird Tomalin nach Deutschland eingeladen, um ihre neuen kunsttherapeutischen Methoden weiterzugeben, und die Versöhnungsarbeit mit der ersten deutschen Nachkriegsgeneration wird zu ihrem Schwerpunkt.
Objekte zu Elisabeth Tomalin in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Elisabeth Tomalin, London, 1954; Victoria and Albert Museum, London, The M&S Archive, Marks and Spencer plc

Trietsch, Emma
28. Sep 1876, Königsberg, Ostpreußen–22. Apr 1933, Berlin, Deutschland
geb. Emma Thomaschewsky
Kunsthandwerkerin, Autorin, Zionistin, Sozialistin, Aktivistin
Trietsch ist eine engagierte Frauenrechtlerin, die in Berlin kostenlose Handarbeitskurse für arbeitslose Frauen gibt, in der Hoffnung, ihnen einen Weg in die finanzielle Unabhängigkeit zu eröffnen. Um ihre eigene Familie zu ernähren, verkauft sie Kunsthandwerk an Privatpersonen, Kaufhäuser und Textilunternehmen. Als Zionistin schwebt Trietsch ein zukünftiger „Idealstaat“ im Land Israel vor, in dem die sozialen Bedingungen verbessert werden sollten, doch sie stirbt 1933 in Berlin an den Folgen einer Operation.
Objekte zu Emma Trietisch in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Emma Trietsch, Photographisches Atelier A. Wertheim, Berlin, ca. 1890–1915; Jüdisches Museum Berlin

Turgel, Pia
20. Apr 1912, Berlin, Deutschland–24. Jan 1988, Berlin, Deutschland
geb. Sophia Turgel
Ausbildung: Schule Reimann in Berlin
Gebrauchsgrafikerin
Wenige Arbeiten, Dokumente, Briefe und Fotografien sind im Nachlass von Pia Turgel erhalten. Beeindruckend ist ein illustriertes Poesiealbum aus ihrer Studienzeit, in das sich ihre Kommiliton*innen aus der Schule Reimann mit Zeichnungen und Texten eingetragen haben. Sie nimmt das Album mit in die Emigration nach England: Im Londoner Luftschutzkeller entstehen neue Einträge von dort zufällig anwesenden Personen in verschiedenen Sprachen, darunter auch Mandarin und Arabisch. Nach dem Krieg kehrte Turgel in ihre Heimatstadt Berlin zurück und lebte ab 1954 mit ihrer Lebensgefährtin Anneliese Lichtenberger zusammen. Sie wird Mitglied der Berliner Jüdischen Gemeinde.
Objekte zu Pia Turgel in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Pia Turgel in der Schule Reimann, Berlin, 1932; Jüdisches Museum Berlin

Westheim, Jenny
2. Mär 1894, Frankfurt am Main, Deutschland–3. Jun 1934, Frankfurt am Main, Deutschland
geb. Jenny Riwka Jentl Rosenbaum
Kunsthandwerkerin, Unternehmerin, Inhaberin der Kunstgewerbestube J. Westheim
In der orthodoxen Zeitung Der Israelit wird am 12. März 1925 die Eröffnung der Kunstgewerbestube J. Westheim angekündigt: In ihrem eigenen Geschäft in der Schwanenstraße in Frankfurt am Main spezialisiert sich Westheim auf die Fertigung und den Verkauf von jüdischen Ritualgegenständen und jüdischem Lernspielzeug für Kinder. Sie stirbt unerwartet im Alter von 40 Jahren. Ein liebevoller Nachruf beschreibt sie als „eine lebendige Synthese von Bildung, Anmut und Kunstsinn, die sich zur alten schlichten Frömmigkeit und all den Tugenden, die dem jüdischen Weibe nachgerühmt werden, fanden.“
Abb.: Inserat für die Kunstgewerbestube Jenny Westheim, aus: Der Israelit, Jahrgang 69, Heft 48, 29.11.1928, S. 16; Deutsche Nationalbibliothek Leipzig, Signatur: ZC 4772

Wolff, Käte
30. Mai 1882, Berlin, Deutschland–Sep 1968, New York
geb. Katarina Wolff
nach der Emigration: Kate Wolff-Lalouve, Kate Lalouve
Pseudonym: Lalouve
Ausbildung: Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums Berlin
Illustratorin, Scherenschnittkünstlerin, Gebrauchsgrafikerin
Käte Wolff unterhält ihr eigenes Designstudio in Berlin-Schöneberg und ist vor allem für ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten im Scherenschnitt und dessen Verwendung bekannt. Sie hat eine große Kundschaft und gestaltet Anzeigen, Firmenschilder und Exlibris und illustriert deutsche Märchen- und Kinderbücher. 1933 flieht Wolff aus Deutschland und geht nach Paris, wo sie Bücher für den Verlag Flammarion illustriert – unter dem Pseudonym Lalouve („die Wölfin“), um ihre Identität zu verbergen. Als Frankreich von den Deutschen besetzt wird, taucht Wolff unter – mit einer Flasche Gift, für alle Fälle – und überlebt im Versteck. Im Jahr 1946 verlässt sie Frankreich und zieht nach New York.
Objekte zu Käte Wolff in unserer Online-Sammlung.
Abb.: Käte Wolff, Berlin, vor 1936; Familie Wolff
Wir haben uns nach Kräften bemüht, sämtliche Bildrechte und Rechteinhaber*innen zu ermitteln. Sollte uns dies nicht gelungen sein, bitten wir, sich mit dem Jüdischen Museum Berlin in Verbindung zu setzen.

Alle Angebote zur Ausstellung Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne
- Über die Ausstellung
- Widerstände. Jüdische Designerinnen der Moderne (11. Jul bis 23. Nov 2025) – Einblicke in die Ausstellungsthemen, Hör-Momente und Infos in Deutscher Gebärdensprache
- Publikationen
- Katalog zur Ausstellung – 2025
- Digitale Angebote
- Aktuelle Seite: Jüdische Designerinnen der Moderne – Biographische Informationen aller Designerinnen
- Jewish Places – Infos zu den Arbeits- und Lernstätten der Designerinnen auf unserer interaktiven Karte
- Puppenspiel, Menükarte, Kinderbuch – Digitalisate zur Ausstellung
- Papierpuppe nach Dodo (1907–1998) – DIY-Vorlage zum Basteln und Bewegen
- Modefigur nach Irene Saltern (1911–2005) – DIY-Vorlage zum Anziehen und Aufstellen
- Perlenarmband nach Emma Trietsch (1876–1933) – zum Fädeln und Formen
- Kennen Sie Eva Samuel? – Wie die Recherchen zum Ausstellungsthema begannen
- Kleine Puppen – starke Frauen – Community-Projekt zur Ausstellung
- Führungen
- Öffentliche Führung auf Deutsch – mit festen Terminen
- Öffentliche Führung auf Englisch – mit festen Terminen
- Führung & Brunch – mit festen Terminen
- Buchbare Führung für Gruppen und Schulklassen ab Stufe 9 – Termine auf Anfrage
- Begleitprogramm
- Ausstellungseröffnung – Do, 10. Jul 2025, 19 Uhr (Ausstellungsbesuch ab 17 Uhr)
- Pionierinnen der 1920er-Jahre im Blick – künstlerische Forschung der Modeschule Berlin – Öffentliche Präsentation am Do, 17. Jul 2025, 14 Uhr
- JMB Sommerfest mit freiem Eintritt in die Ausstellung u.a. – So, 20. Jul 2025, 14 Uhr
- Creative Love! Lange Nacht der Museen – So, 30. Aug 2025, ab 18 Uhr
- Ateliergespräch I – 29. Sep 2025
- Ateliergespräch 2 (Infos folgen in Kürze) – Am Beispiel von Margarete Heymann-Löbenstein (Keramikerin), Maria Luiko (Puppenmacherin), Käte Wolff (Illustratorin) und anderen geht es um die Erfahrungen von Ausschluss und Aufbruch, 15. Okt 2025
- Ateliergespräch 3 (Infos folgen in Kürze) – Am Beispiel von Franziska Baruch (Grafikerin), Trude Guermontez (Weberin), Marguerite Friedlaender-Wildenhain (Keramikerin) und anderen diskutieren wir Emigration, Nachleben und Wiederentdeckung, 5. Nov 2025
- Siehe auch
- Jüdische Keramikerinnen aus Deutschland nach 1933 – Online-Feature auf Google Arts & Culture