Antisemitismus in Social Media

Dokumentation der Arbeitsgruppe

Wie können die Kompetenzen der Lehrer*innen bezüglich Social Media gestärkt werden? Was benötigen Lehrkräfte, um kritisch im Unterricht mit Antisemitismus in Social Media umgehen zu können? Foren, die Jugendliche benutzen, sind Lehrer*innen häufig nicht bekannt, daher auch nicht das Wissen um problematische und antisemitische Vorstellungen, die dort verbreitet werden.

Ausgehend von einer Einführung in das Thema durch das Archiv der Jugendkulturen und von zwei Erfahrungsberichten von Lehrer*innen wurde thematisiert, wie Lehrer*innen sich mit dem Thema im Unterricht befassen können.

Jutta Weimar moderierte die Arbeitsgruppe mit Beiträgen von

Antisemitismus in Social Media

In seinem Impulsvortrag gab Martin Gegenheimer zunächst einen Überblick zur Geschichte und Entwicklung des Internets und den Neuerungen, die das Web 2.0 mit sich gebracht hat. Insbesondere die Interaktivität des „Mit-mach-Web“ und die Viralität (ein Maß dafür, wie oft ein Eintrag weitergegeben wird bzw. wie viel Aufmerksamkeit er bekommt) der Inhalte wurden aufgezeigt. Weiter stellte er die wichtigsten aktiven Plattformen wie Facebook, Twitter, YouTube oder Wikipedia vor. Den Teilnehmenden wurde anhand von Statistiken (u. a. des Statistischen Bundesamtes) näher gebracht, welche Verbreitung diese Plattformen haben und welchen Einfluss die neuen Medien insbesondere auf Jugendliche haben. Dabei wurde deren Nutzerverhalten mit weiteren Daten (u. a. aus der Shell-Jugendstudie) verdeutlicht.

Der Hauptteil des Impulses befasste sich mit der Vereinnahmung dieser relativ neuen, digitalen Medien durch die rechte Szene sowie deren Bedeutung für die Verbreitung von antisemitischen Inhalten. Hierfür stellte Martin Gegenheimer die aktuellen Zahlen zur Verankerung antisemitischer Denkweisen in der deutschen Gesellschaft vor (Daten aus Decker, Kiess, Brähler: Die destabilisierte Mitte, 2014). Anschließend zeigte er exemplarisch Fallbeispiele wie antisemitische Inhalte bei Facebook, die Verbreitung von Musik mit solchen Inhalten bei YouTube (Beispiele „Haftbefehl“, „Bözemann“, „FreiWild“) oder die Erschaffung von parallelen bzw. rechten Online-Bibliotheken (Beispiel „Metapedia“). Auch der Rapper „Bushido“ wurde thematisiert, dessen Twitter-Seite seit Jahren eine Landkarte als Profilbild zeigt, auf welcher der Staat Israel getilgt wurde. Darüber hinaus berichtete Martin Gegenheimer über die Kampagne der Bild-Zeitung „Nie wieder Juden-Hass“ und die damit verbundenen Reaktionen in den sozialen Netzwerken.

Praxisbericht aus dem Unterricht von Martin Brandes-Parow und André Barth

Im Anschluss an den Impuls stellten Martina Brandes-Parow von der B-Traven-Schule in Berlin-Spandau und André Barth von der Ernst-Schering-Schule in Berlin-Wedding eine zusammen mit dem Archiv der Jugendkulturen e. V. entwickelte Unterrichtsreihe vor und berichteten über ihre Erfahrungen in der Anwendung.

Kern der Unterrichtsreihe war eine Auseinandersetzung mit dem Film Kaddisch für einen Freund und den darin vorkommenden Elementen wie HipHop, traditionelle Musik, die Thematisierung von Nationalsozialismus, Nahost-Konflikt, Migration, Flucht und die Begegnung zwischen Generationen. Außerdem haben sich beide Schulen mit dem Projekt „Per la vita“ von Esther Bejarano und Microphone Mafia auseinandergesetzt. Beide Schulen waren von der Unterrichtsreihe sehr angetan. Spannend war, dass die Lehrer*innen vor dem Hintergrund der unterschiedlichen Zusammensetzung ihrer Schüler*innen auch ganz unterschiedliche Diskussionen und Gespräche mit den Jugendlichen über diese Kernthemen hatten. Es wurde einmal mehr deutlich, wie sehr Vielfalt in Schulen in der praktischen Umsetzung von politischer und kultureller Bildung wirksam wird.

Kontakt

Dr. Diana Dressel
Leiterin der Bildungsabteilung
T +49 (0)30 259 93 515
d.dressel@jmberlin.de

Postadresse

Stiftung Jüdisches Museum Berlin
Lindenstraße 9–14
10969 Berlin

Tagungsdokumentation: Schule und Museum in der Migrations­gesellschaft (19)

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