Über eine Teeschale –
Verflochtene Erfahrungen der postsowjetischen jüdischen Migration
Diskussion mit Kurzvorträgen (mit Video-Mitschnitt)
Seit den 1990er Jahren wandern Jüdinnen*Juden aus dem asiatischen Teil der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland ein. Pauschal als „russisch-jüdische Kontingentflüchtlinge“ bezeichnet, ist wenig bekannt über ihre spezifischen Erfahrungen in Herkunftsländern wie Aserbaidschan, Usbekistan oder Tadschikistan.
In einem Podiumsgespräch diskutieren wir darüber, wie sowjetischer Kolonialismus das Leben der Jüdinnen und Juden in Zentralasien bestimmte. Anhand von Alltagsgegenständen – etwa einer Teeschale – werden die verflochtenen Erfahrungen (ex-)sowjetischer Minderheiten damals und heute erzählt und Entstehung jüdischer und postsowjetischer Diasporen nachgezeichnet.
Mitschnitt verfügbar
Wo
W. M. Blumenthal Akademie,
Klaus Mangold Auditorium
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1, 10969 Berlin
(gegenüber dem Museum)
Darja Klingenberg (Europa-Universität Viadrina Frankfurt Oder), Tsypylma Darieva (Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien, Berlin) und Miriam Goldmann (Jüdisches Museum Berlin) geben einführende Impulsvorträge und diskutieren anschließend miteinander auf dem Podium. Moderation: Alina Gromova (Jüdisches Museum Berlin)
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung A wie Jüdisch statt und ist Teil des Online-Projekts Future Memories. Erinnerung(en) der Migrationsgesellschaft.
Darja Klingenberg
Dr. Darja Klingenberg ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Vergleichende Kultur- und Sozialanthropologie der Europa-Universität Viadrina Frankfurt Oder. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Migrationssoziologie und der Geschlechterforschung. Sie beschäftigt sich mit russischsprachigen Migrationen nach Westeuropa, dabei u.a. mit russischsprachig-jüdischer Diaspora. Ihre weiteren Arbeitsschwerpunkte sind Rassismusforschung und feministische Theorien, sowie Biographieforschung und qualitativen Methoden der Sozialwissenschaften. Ihre Doktorarbeit erscheint Ende 2019 unter dem Titel Wohnen nach der Migration. Materialismus, Hoffnung und Melancholie russischsprachiger migrantischer Mittelschichten im Campus Verlag.
Tsypylma Darieva
Dr. Tsypylma Darieva ist Sozialanthropologin und seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS). Sie ist assoziiertes Mitglied des Instituts für Slawistik und Kaukasusstudien an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Vorstandsmitglied des Berliner Centers for Independent Social Research. Darieva promovierte an der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit Russkij Berlin: Migranten und Medien in Berlin und London, die 2004 veröffentlicht wurde. Von 2010 bis 2013 war sie Associate Professor an der Universität Tsuskuba in Japan, Fachbereich für International Area Studies. Am ZOiS entwickelt Darieva u. a. das Forschungsprojekt zur Transformation urbaner Räume und religiöser Pluralisierung in südeurasischen Metropolen. Sie ist Mitherausgeberin des Sammelbandes Sacred Places, Emerging Spaces. Religious Pluralism in the Post-Soviet Caucasus, 2018.
Miriam Goldmann
Miriam Goldmann ist Kuratorin der Ausstellung A wie Jüdisch. In 22 Buchstaben durch die Gegenwart. Sie studierte Judaistik in Freiburg, an der Hebrew University in Jerusalem und an der Freien Universität Berlin. Seit 1999 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Ausstellungskuratorin am Jüdischen Museum Berlin. Sie kuratierte mehrere u.a. kultur- und religionsvergleichende Ausstellungen wie Cherchez la femme. Perücke, Burka, Ordenstracht 2017, Die ganze Wahrheit… was Sie schon immer über Juden wissen wollten 2013, Berlin Transit 2012, Koscher & Co. Über Essen und Religion 2009/2010 sowie typisch! 2008. Goldman war zudem Projektleiterin der Ausstellungen Alles hat seine Zeit 2013/2014 und Die Erschaffung der Welt. Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection 2014.
Video-Mitschnitte: Vergangene Veranstaltungen ansehen (75)
Akademieprogramme: Veranstaltungen zum Nachhören und -sehen 2011–2019 (40)