Albert Einstein, Hans Kaufmann und der Zionismus
Ein unbekannter Brief (Symposium, mit Video-Mitschnitt, auf Englisch)
Am 12. September 1942, mitten im Zweiten Weltkrieg, verfasste Albert Einstein einen Brief an den 19-jährigen deutsch-jüdischen Flüchtling Hans Kaufmann in Santiago de Chile, in dem er seinen großen Zweifel an der Schaffung einer zentralen Instanz zur Wahrung der jüdischen Interessen äußert. Der Brief war eine Antwort auf ein Schreiben des jungen Mannes, in dem er Einstein gebeten hatte, an der Spitze einer jüdischen Organisation zu stehen, welche die Belange der Juden, ihre Würde und das Projekt einer nationalen Heimstätte in Palästina verteidigen würde. Anlässlich der Schenkung dieses bedeutenden Briefs aus der Feder des weltberühmten Nobelpreisträgers, veranstaltet das Archiv des Jüdischen Museums Berlin ein Symposium, das sich Themen widmet, die im Kontext der Briefe von Hans Kaufmann und Albert Einstein stehen: der Geschichte der Familie Kaufmann, der deutsch-jüdischen Emigration nach Chile während der NS-Zeit, Albert Einsteins Stellung zum jüdischen nationalen Projekt und der Lage des Zionismus im Jahr 1942.
Mit Ofer Ashkenazi, Daniel Kaufmann, Judy Kaufmann, Derek Penslar, Aubrey Pomerance und Irmtrud Wojak.
Mitschnitt verfügbar
Wo
W. M. Blumenthal Akademie,
Klaus Mangold Auditorium
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1, 10969 Berlin
(gegenüber dem Museum)
Programm
Begrüßung | Julia Friedrich, Sammlungsdirektorin des JMB |
---|---|
Einführung | Aubrey Pomerance, Leiter des JMB-Archivs |
Eine Familienperspektive auf Albert Einsteins Brief an Hans Kaufmann | Daniel and Judy Kaufmann, Stifter und Stifterin |
Deutsch-jüdische Emigration nach Chile während der NS-Zeit | Irmtrud Wojak, Fritz Bauer Forum und Buxus Stiftung |
Kaffeepause | |
„Ich bin Zionist, kein Nationaljude“: Albert Einsteins Zionismus | Ofer Ashkenazi, Hebräische Universität Jerusalem |
Zionismus am Abgrund des Kriegs | Derek Penslar (per Video), Harvard University |
Sprecher*innen
Julia Friedrich ist Sammlungsdirektorin des JMB.
Aubrey Pomerance ist Leiter des JMB-Archivs.
Daniel und Judy Kaufmann. Daniel ist der älteste Sohn und Judy die Enkelin von Hans Kaufmann. Beide sind in Santiago de Chile, geboren und aufgewachsen, wohin Hans Kaufmann 1939 mit seinen Eltern aus Deutschland geflohen war. Judy ist Illustratorin und lebt in Barcelona, von wo aus sie Kinderbücher für verschiedene Länder illustriert. Daniel, der an der Hebräischen Universität studiert hat, pendelt zwischen Washington, D.C. und Nizza und ist im Bereich internationale Entwicklung und Global Governance tätig und schreibt sowie lehrt in diesem Bereich. Die beiden sind Weltenbummler, Radfahrer und begeisterte Leser. Sie leben zwar nicht im selben Land, stehen sich aber sehr nahe.
Irmtrud Wojak ist Geschäftsführerin des Fritz Bauer Forums und der Buxus Stiftung. Sie ist Historikerin, Autorin und Kuratorin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind die juristische Zeitgeschichte, Exil und Erinnerungskulturen. 2004 kuratierte Wojak die erste große Ausstellung über den Auschwitz-Prozess, 2009 veröffentlichte sie die maßgebliche Fritz Bauer Biographie. Bis 2005 war sie stellvertretende Direktorin am Fritz Bauer Institut in Frankfurt. Sie war Leiterin der Historischen Abteilung des Internationalen Suchdienstes (Bad Arolsen) 2007/08 und Gründungsdirektorin des NS-Dokumentationszentrums in München.
Ofer Ashkenazi ist Associate Professor für Geschichte und Direktor des Richard-Koebner-Minerva-Zentrums für deutsche Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem. Er veröffentlichte zu zahlreichen Themen der deutschen und deutsch-jüdischen Geschichte, darunter die Friedensbewegung der Zwischenkriegszeit in Deutschland, Albert Einsteins politische Ansichten, deutsche Juden im Mandatsgebiet Palästina und die Beteiligung von Jüdinnen*Juden an der deutschen visuellen Kultur. Sein letztes Buch trägt den Titel Anti-Heimat Cinema: The Jewish Invention of the German Landscape (U. Michigan Press, 2020). In seinem aktuellen Projekt beschäftigt er sich mit jüdischer Fotografie in Nazi-Deutschland.
Derek Penslar ist William Lee Frost Professor für jüdische Geschichte an der Harvard University. Penslar verfolgt einen vergleichenden und transnationalen Ansatz zur jüdischen Geschichte, die er im Kontext des modernen Kapitalismus, Nationalismus und Kolonialismus untersucht. Penslars jüngste Bücher sind Theodor Herzl: Staatsmann ohne Staat (2022, engl. Originalausgabe 2020) und Zionism: An Emotional State, das im nächsten Jahr erscheinen wird. Derzeit arbeitet er an einem Buch mit dem Titel The War for Palestine, 1948: A Global History. Penslar ist Fellow der Royal Society of Canada und Honorary Fellow des St. Anne's College, Oxford.
Video-Mitschnitte: Vergangene Veranstaltungen ansehen (76)